
Fallarbeit in Kambodscha: Dokumentation zum globalen Mikrofinanzsektor
Finanzwende Recherche hat eine neue Dokumentation zum globalen Mikrofinanzsektor veröffentlicht. Auch der Fall Kambodscha wird beleuchtet.
Im Laufe der letzten Jahre hat die Regierung von Kambodscha große Mengen an Land an private heimische und ausländische Investoren für großflächige agro-industrielle Plantagen verpachtet. Diese sogenannten Economic Land Concessions umfassen heute 2,6 Millionen Hektar Land – mehr als die Hälfte von Kambodschas Gesamtanbaufläche. Begleitet wird diese Landvergabe von massiven Landkonflikten und Menschenrechtsverletzungen gegenüber der ländlichen Bevölkerung, die oft gewaltsam ihres Zugangs zu Land, Wasser und anderen natürlichen Ressourcen beraubt wird. Ihre Menschenrechte auf Nahrung, auf Wohnen und auf Wasser werden dabei verletzt. Die Zuckerindustrie nimmt hier eine Schlüsselrolle ein.
Durch massive ökonomische Anreize der Handelsinitiative „Alles außer Waffen” (EBA) der Europäischen Union wurden große Landflächen in Zuckerrohrplantagen umgewandelt, um aus dem zollfreien Zugang zum EU-Markt und seinen hohen Zuckerpreisen Profit zu schlagen. Nach scharfer Kritik an der langen Untätigkeit der EU, folgte die Europäische Kommission schließlich vor einem Jahr den Forderungen der Betroffenen vor Ort und von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie FIAN und leitete eine Untersuchung der mit der Landvergabe in Zusammenhang stehenden Menschenrechtsverletzungen ein.
FIAN unterstützt die kleinbäuerlichen Erzeuger*innen darin, ihr Recht auf Land und angemessene Nahrung durchzusetzen und setzt sich für eine Verankerung der Menschenrechte in der europäischen Handelspolitik ein.
Update: Auf erfolgreichen Druck der Betroffenen und zivilgesellschaftlicher Organisationen entschied die Europäische Kommission im Februar 2020, die Handelspräferenzen für Kambodscha zumindest teilweise zu entziehen.
Finanzwende Recherche hat eine neue Dokumentation zum globalen Mikrofinanzsektor veröffentlicht. Auch der Fall Kambodscha wird beleuchtet.
Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.
Am 1.12.2022 stimmte die Mehrheit der EU-Minister:innen im Rat für Wettbewerbsfähigkeit (COMPET) für das EU-Lieferkettengesetz. Somit wurde die Position des Rates für die Verhandlungen im Trilog festgelegt.
Morgen wird im Rat über das EU-Lieferkettengesetz entschieden. Zivilgesellschaft warnt vor Abschwächungen.
FIAN-Deutschland-Fallreferent Mathias Pfeifer berichtete im Rahmen einer Speakers Tour in Österreich über die Überschuldungskrise im Mikrofinanzsektor in Kambodscha und die dramatische Situation der Betroffenen.
Eine vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Studie bestätigt das Problem der weitverbreiteten Überschuldung in Kambodscha durch Mikrokredite. Dieses führt zu einer „bedenklich hohen“ und „nicht akzeptablen“ Zahl von Landverkäufen. Wichtige Geber des kambodschanischen Mikrofinanzsektors sind verschiedene europäische und multinationale Entwicklungsbanken sowie private „ethische“ Investoren wie Oikocredit, Triodos Bank, Invest in Visions, Vision Microfinance und mit kleineren Beträgen die Bank im Bistum Essen und GLS Bank.
Die Ombudsstelle der International Finance Corporation (IFC), ein Mitglied der Weltbank-Gruppe, hat eine Beschwerde gegen sechs Mikrofinanzinstitutionen und Banken angenommen, die von der IFC finanziert werden. Diesen werden Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen IFC-Leistungsstandards bei der Vergabe von Mikrokrediten in Kambodscha vorgeworfen. Die sechs Institutionen werden auch durch europäische Entwicklungsbanken und private Investoren finanziert.
Profit- und Wachstumsstreben stehen bekanntermaßen oftmals in direktem Widerspruch zu menschenrechtlichen Standards. Das Resultat sind prekäre Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen rund um den Globus und die Zerstörung der Umwelt.
Die Vergabe von Mikrokrediten erzielt nicht immer den erhofften Effekt der Armutsbekämpfung. Ganz im Gegenteil: In Kambodscha führen Mikrokredite oft zur Überschuldung der Ärmsten, die auf Drängen der Kreditinstitute ihr Land verkaufen müssen, um ihre Schulden zu begleichen.
FIAN fordert menschenrechtliche Folgeabschätzungen für EU-Handelsinitiativen, verbindliches Abkommen für Unternehmensverantwortung und Menschenrechtsverpflichtungen entlang der Lieferkette
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