Widerstand gegen Landgrabbing in Kambodscha: Neun Landrechtsaktivist*innen im Gefängnis

Vergangene Woche wurden Aktivist*innen aus der Provinz Koh Kong, die sich friedlich für ihre Rechte einsetzten, grundlos verhaftet und angeklagt. Menschenrechtsaktivist*innen in Kambodscha werden immer wieder zum Ziel von Schikanen und Repressalien durch Justiz und Polizei.

Verhaftung der Landrechtsaktivist*innen © facebook: សហគមន៍ដីធ្លីភូមិព្រលាន ២៤៣ គ្រួសារ ខេត្តកោះកុង (Landgemeinschaft, Dorf Prelan, 243 Familien, Provinz Koh Kong)

Am 29. Juni wurden zehn Aktivist*innen, die für die Übergabe einer Petition auf dem Weg in die Hauptstadt waren, von der Polizei grundlos gestoppt und festgenommen. Noch am gleichen Tag wurden sie wegen angeblicher „Aufwiegelung“ angeklagt. Ihnen drohen bis zu zwei Jahren Haft. Neun von ihnen befinden sich im hoffnungslos überfüllten Koh Kong Gefängnis in Untersuchungshaft.

Gestern verurteilten 51 zivilgesellschaftliche Gruppen und Menschenrechtsorganisationen in Kambodscha die Verhaftungen und Anklagen in einer gemeinsamen Pressemitteilung: „Wir fordern die sofortige Beendigung dieser Schikanen, das Fallenlassen der Anklagen und die sofortige und bedingungslose Freilassung aus der Untersuchungshaft“.

Die Landrechtsaktivist*innen in Koh Kong kämpfen zum Teil seit über zehn Jahren um Wiedergutmachung für die Vertreibung von ihrem Land zugunsten großflächiger Zuckerrohrplantagen. Zwischen 2006 und 2012 verpachtete die kambodschanische Regierung 150.000 Hektar an Agrarkonzerne, um Zuckerrohrplantagen anzulegen. Mindestens 5.500 Familien aus vier Provinzen waren hiervon betroffen, darunter auch die Gemeinden in Koh Kong. Der dort angebaute Zucker wurde anschließend zollfrei in die Europäische Union exportiert, im Rahmen der EU-Handelsinitiative „Alles außer Waffen“ – einer Triebfeder des Landraubs in Kambodscha.

Der friedliche Einsatz für Menschenrechte wird – wie so oft in Kambodscha – mit Verfolgung und Repressalien beantwortet. So war die geplante Petition an das Justizministerium gerichtet und galt der Forderung, Anklagen gegen insgesamt 30 Landrechtaktivist*innen aus mehreren von Landgrabbing betroffenen Gemeinden fallen zu lassen. Die Polizei drohte auch rund 20 anderen Gemeindemitgliedern mit Verhaftung, als sie sich am 30. Juni vor der Polizeistation in Koh Kong friedlich versammelten, um ihre Vertreter*innen zu unterstützen.

Premierminister Hun Sen, der das Land seit 38 Jahren mit eiserner Hand regiert und derzeit die Machtübergabe an seinen Sohn vorbereitet, lässt kaum noch Kritik zu. Die Opposition steht massiv unter Druck; die größte Oppositionspartei wurde für die anstehenden Parlamentswahlen am 23. Juli nicht zugelassen. Auch die Zivilgesellschaft und unabhängige Medien werden zunehmend mundtot gemacht. Dabei setzt die Regierung in Phnom Penh vor allem auf Polizei und Justiz als Handlanger, um demokratische und zivilgesellschaftliche Räume zu schließen.

Was is(s)t gerecht? Lehrgang für Multiplikator*innen

Für eine Veränderung in unserem Ernährungssystem braucht es junge Menschen, die etwas bewegen wollen. Genau für diejenigen gibt es diesen Lehrgang: An 8 Terminen zwischen März und September bekommst du das Wissen und die Skills, um Veränderungen anzustoßen und weiterzutragen – direkt aus Theorie und Praxis. Die Anmeldung läuft bis zum 01. Februar 2026!

Mit Agrarökologie den Boden für künftige Generationen bereiten und erhalten

Die Integration der Rechte künftiger Generationen in gegenwärtige Entscheidungsfindung stellt sicher, dass Entwicklungsbemühungen nachhaltig gerecht sind. Die Maastrichter Grundsätze liefern den rechtlichen und ethischen Rahmen, der die Verantwortung von Staaten und Unternehmen betont, die Rechte zukünftiger Generationen zu schützen. Die industrielle Landwirtschaft, die auf die kurzzeitige Maximierung der globalen Lebensmittelproduktion mithilfe externer Inputs abzielt und damit unsere Umwelt und Ökosysteme zerstört, steht dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen entgegen.

Entschädigung für vertriebene Familien aus Kambodscha

In der ersten transnationalen Menschenrechtsklage Südostasiens gingen über 700 Familien aus Kambodscha rechtlich gegen den größten Zuckerproduzenten Asiens vor und erreichten nun eine finanzielle Entschädigung. Durch ein gerichtliches Vermittlungsverfahren erzielten die Kläger:innen im Februar 2025 einen Vergleich mit dem Unternehmen, welches im Mai eine Zahlung an die Gemeinden leistete.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

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