Ugandischer Menschenrechtsverteidiger rechtswidrig verhaftet

FIAN ruft ugandische Regierung auf, Sicherheit und rechtsstaatliches Vorgehen zu garantieren

Peter Baleke Kayiira, ugandischer Menschenrechtsverteidiger (Foto: FIAN)

 

Kampala/ Hamburg. Am 16. Dezember ist Peter Baleke Kayiira, Sprecher der Vertriebenen der Kaweri Coffee Plantation in Uganda, festgenommen worden. Die Verhaftung geschah kurz nach seiner Teilnahme an einer Gerichtsverhandlung am Hohen Gericht in Kampala, bei der der ugandische Staatsanwalt ein Angebot zur Entschädigung der Vertriebenen vorgestellt hatte. Diese wollen am morgigen Donnerstag entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder weiter prozessieren wollen.

Verhaftung ohne Haftbefehl

Gemäß seiner telefonischen Aussage gegenüber FIAN wurde Baleke Kayiira auf dem Gerichtsgelände von mehreren Personen in Zivil umstellt und ohne Vorlage eines Haftbefehls festgenommen. Ihm sei mitgeteilt worden, dass die Verhaftung auf unbeglichenen Schulden beruhe, zu deren Zahlung er 2016 in einer privaten Angelegenheit verurteilt worden sei. Er werde in das Gefängnis Luzira in Kampala gebracht. Als Sprecher der Vertriebenen hat sich Peter Baleke Kayiira engagiert dafür eingesetzt, dass die Betroffenen für die von der ugandischen Armee im August 2001 illegal verübten Vertreibung umfassend entschädigt werden, war deswegen auch schon mehrfach in Haft genommen worden.

„Die Verhaftung von Peter Baleke Kayiira gibt Anlass zu großer Besorgnis. Auch wenn sie angeblich nicht im Zusammenhang mit dem Fall Neumann Kaffee Gruppe steht, lassen Zeitpunkt und Umstände daran Zweifel aufkommen. FIAN interpretiert seine Verhaftung als einen Akt der Einschüchterung und ist sehr besorgt über seine Sicherheit", kommentiert FIAN-Referentin Gertrud Falk, die den Fall seit 2003 begleitet und erst kürzlich Baleke Kayiira und die Betroffenen vor Ort besuchte.

Unrechtmäßige Vertreibung

Die Regierung von Uganda hatte das Land der Dorfbewohner*innen 2001 an Kaweri Coffee Plantation, eine Tochtergesellschaft der deutschen Neumann Kaffee Gruppe, verpachtet. 4000 Menschen wurden dabei vertrieben; Häuser, Felder und Ernten wurden zerstört, Menschen verletzt und gar getötet. Die Betroffenen wehren sich seit 2002 in einem Klagsverfahren gegen das Unrecht – der Prozess wurde immer wieder verzögert bis die Vertriebenen im August 2019 neue Hoffnung schöpften: Ein Richter des Hohen Gerichtes Kampala hatte ein Mediationsverfahren angeordnet, das gerade läuft.

Der ugandische Staat ist durch die Ratifizierung des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Menschenrechte (insbesondere Artikel 9.1-2) und der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker (insb. Artikel 6) dazu verpflichtet, Baleke Kayiiras Rechte auf Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten. Er darf nicht willkürlich verhaftet oder inhaftiert werden. Gemäß den Leitlinien der Europäischen Union für Menschenrechtsverteidiger sind zudem EU-Diplomat*innen in Uganda verpflichtet, sich für inhaftierte Menschenrechtsverteidiger*innen wie Baleke Kayiira einzusetzen, ihn im Gefängnis zu besuchen und seinen Prozess zu beobachten, falls er vor Gericht gestellt wird.

Kontakt:

Melanie Ossberger, melanie.ossberger@fian.at; 0650 7002820

Studie zu Langzeitfolgen: Human Rights violations in the context of Kaweri Coffee Plantation/ Neumann Kaffee Gruppe in Mubende/ Uganda - long term impacts of a forced eviction without compensation (Nov 2019, engl.)

Mehr Infos zum Fall finden Sie hier

Partizipative Prozesse und deren Einfluss in der Ernährungswende

Partizipative Prozesse ermöglichen es unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen eine Stimme zu geben. Im Frühjahr 2022 hat FIAN Österreich gemeinsam mit den europäischen Sektionen in Belgien, Portugal, Schweden und FIAN International, sowie der Organisation Observatori Desc eine Kartierung (Mapping) gestartet, um Beispiele für partizipative Prozesse zu erforschen, die nachhaltige Lebensmittelsysteme fördern. 

Gute Wertschöpfung auf kleinen Höfen!

Als Teil unseres COACH Projekts lernen wir gemeinsam mit Kleinbäuer:innen, Ernährungsräten und lokalen Strukturen der öffentlichen Verwaltung, wie wir nachhaltige Lebensmittelsysteme stärken und faire Agrar- und Lebensmittelketten durch innovative Methoden unterstützen können. Ende Februar organisierten wir ein Tagesseminar, in dem wir mit 50 Kleinbäuer:innen über Strategien sprachen, um kleine und mittelgroße Höfe so zu bewirtschaften, dass sie als Kleinbäuer:innen ein gutes Leben haben. Unsere Inputgeberin, Michaela Jancsy, erzählt im Interview wie sie ihren Gemüsebetrieb führt.

Indien: Kleinbäuer:innen in Odisha weiterhin von Vertreibung und Umweltzerstörung bedroht

Seit 2005 protestiert die Landbevölkerung im Bezirk Jagatsinghpur (Bundestaat Odisha) gegen Umweltzerstörung und die unrechtmäßige Aneignung ihres Landes. Dort sollen Industrieanlagen und Infrastruktur – darunter Stahl- und Zementwerke, ein Kraftwerk und ein Hafen – errichtet werden. FIAN Österreich rief in Zusammenarbeit mit FIAN International im März 2022 zu einer Briefaktion auf, um mehr als 40.000 Kleinbäuer*innen, Landarbeiter*innen und Fischer*innen vor dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen zu schützen. Zu Jahresbeginn berichtet der Sprecher der Bewegung von Polizeirepression, gewaltsamen Übergriffen und zunehmenden Festnahmen und erneuert dringend die Forderungen.

nach oben