FIAN International Ratsversammlung in Nepal

Neue globale Strategie - Das Recht auf Nahrung in schwierigen Zeiten schützen.

Anlässlich der alle drei Jahre stattfindenden Ratsversammlung von FIAN International versammelten sich fünfzig Delegierte aus verschiedensten Regionen der Welt von 31.10. bis 4.11.2017 in Kathmandu, Nepal, um aktuelle Herausforderungen in Bezug auf das Recht auf Nahrung zu identifizieren. Es gilt sich sowohl neuen als auch seit langem bekannten Herausforderungen zu stellen. Um dies zu schaffen, verfolgt FIAN International künftig eine neu überarbeitete Strategie unter der Leitung des neu gewählten Präsidenten Sarba Raj Khadka.

Für FIAN Österreich waren Melanie Oßberger aus dem Büro und Angelina Reif aus unserem Vorstand vor Ort.

Neue und altbekannte Herausforderungen

Das Fazit der Ratsversammlung ist: Vor allem die zunehmende Einflussnahme von transnationalen Konzernen auf die Gestaltung des Ernährungssystems und der Politik – auch bekannt als “corporate capture” – ist eine Gefahr für die Demokratie und das Menschenrechtssystem selbst. Durch die zunehmende finanzielle Kontrolle und Inwertsetzung von Land, Saatgut, Nahrung und Wasser durch Konzerne wird der freie, demokratische Zugang zu diesen Ressourcen fast zu einer Illusion.

Während sich Regierungen von ihren Pflichten und ihrer Verantwortung immer mehr zurückziehen, gewinnen autoritäre und repressive Regime immer mehr Raum. Dies verengt den politischen Spielraum der Zivilgesellschaft und führt zu eine zunehmenden Kriminalisierung ihrer sozialen und politischen Kämpfe - ebenso wie der erschreckend häufigen Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen.

 

Neue Strategie für schwierige Zeiten

Vor diesem Hintergrund haben sich FIAN International und Sektionen in der ganzen Welt verpflichtet, in einem neuen Strategieplan für eine angemessene Nahrung und Ernährung in nachhaltigen und lokalen Nahrungsmittelsystemen zu arbeiten. Wichtige Ziele in den kommenden Jahren sind daher die Selbstbestimmung der Menschen in Bezug auf Ernährung und natürliche Ressourcen zu stärken, sowie Klima- und Umweltzerstörung zu bekämpfen. Lokale Nahrungsmittelproduktion muss gefördert und gegen den Einfluss von Konzernen verteidigt werden.

Die Arbeit von FIAN an verbindlichen Mechanismen zur Regulierung von Konzernen ist von entscheidender Bedeutung. Hand in Hand mit diesem Ziel wird die Organisation daran arbeiten, die Demontage von Demokratie und Menschenrechten, sowie die Kriminalisierung von sozialen und politischen Kämpfen und Akteur*innen zu beenden.

Neuer Präsident

Nach mehr als sechs Jahren außergewöhnlichen Einsatzes und Dienstes ist die Präsidentschaft von Anita Klum (Schweden) zu Ende gegangen. „Anita hat sich leidenschaftlich dafür eingesetzt, unsere nationalen Sektionen zu stärken und unsere internen Strukturen rechenschaftspflichtiger und partizipatorischer zu machen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum viele neue Gruppen FIAN beitreten wollen", sagt Sofia Monsalve, Generalsekretärin von FIAN International.

Der neu gewählte Präsident, Sarba Raj Khadka (Nepal), begleitet FIAN schon lange. Nun übernimmt er das Amt in einer Zeit, in der Menschenrechtsbewegungen auf dem asiatischen Kontinent wachsen und gestärkt werden - und wo in Zukunft für die globale Bewegung viel auf dem Spiel steht. Neben seiner Tätigkeit als Generalsekretär von FIAN Nepal und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der nepalesischen Sektion war Herr Khadka in den letzten Jahren ein sehr aktives Mitglied des Vorstandes von FIAN International. „Ich fühle mich sehr geehrt, als neuer Präsident gewählt worden zu sein. Ich freue mich darauf, einen Beitrag zur Unterstützung der Kämpfe für das Recht auf Nahrung und Ernährung zu leisten, unter der Prämisse unserer Strategie, die Macht von Konzernen zu brechen und gleichzeitig die Selbstbestimmung der Menschen zu stärken", erklärt er.

Hier finden Sie die Fotogalerie der Delegierten der Ratsversammlung und Fotos von der Versammlung hier.

Faktencheck EU-Lieferkettengesetz

Vom "Bürokratiemonster", bis hin zum "Listen-Ansatz" und "Zertifizierungssystemen" – um das EU-Lieferkettengesetz vor der Abstimmung doch noch zu verhindern, wird versucht, die Öffentlichkeit mit irreführenden Argumenten zu beeinflussen. Das breite zivilgesellschaftliche Bündnis der Kampagne “Menschenrechte brauchen Gesetze!” setzt diesen Mythen einen umfassenden Faktencheck entgegen.

Indien: Kleinbäuer:innen in Odisha weiterhin von Vertreibung und Umweltzerstörung bedroht

Seit 2005 protestiert die Landbevölkerung im Bezirk Jagatsinghpur (Bundestaat Odisha) gegen Umweltzerstörung und die unrechtmäßige Aneignung ihres Landes. Dort sollen Industrieanlagen und Infrastruktur – darunter Stahl- und Zementwerke, ein Kraftwerk und ein Hafen – errichtet werden. FIAN Österreich rief in Zusammenarbeit mit FIAN International im März 2022 zu einer Briefaktion auf, um mehr als 40.000 Kleinbäuer*innen, Landarbeiter*innen und Fischer*innen vor dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen zu schützen. Zu Jahresbeginn berichtet der Sprecher der Bewegung von Polizeirepression, gewaltsamen Übergriffen und zunehmenden Festnahmen und erneuert dringend die Forderungen.

Das Recht auf Nahrung in Europa

Die Ernährungsunsicherheit und Armut nehmen weltweit zu. Auch in Europa. Nach Schätzungen von Eurostat waren 21,7% der EU-Bevölkerung im Jahr 2021 armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Viele stellen sich u.a. die Frage: Heizen oder Essen? Die existierenden Maßnahmen und Programme kommen für viele zu kurz. Es ist essenziell, dass die Staaten den Zugang zu einer selbstbestimmten, angemessenen und ausreichenden Ernährung sichern.

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