FAO muss Pläne zur Formalisierung der Partnerschaft mit CropLife aufgeben

FIAN fordert in Offenem Brief die österreichische Regierung und Parlamentsparteien auf, während der FAO-Ratssitzung in dieser Woche Maßnahmen zu ergreifen.

Foto: Astrud Beringer

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) plant ein formales Partnerschaftsabkommen mit CropLife. CropLife International ist ein weltweiter Handelsverband, der die Interessen von Unternehmen vertritt, die Pestizide, einschließlich hochgefährlicher Pestizide, herstellen und fördern. „Es bestehen ernste Bedenken, dass das Menschenrecht auf Nahrung und die Rechte von Kleinbäuer*innen und anderen Personen in ländlichen Bereichen durch die Auswirkungen dieser Partnerschaft gefährdet und die Ursachen von Hunger und Mangelernährung verschärft werden könnten“, so Tina Wirnsberger von FIAN Österreich. Daher übermittelt die Menschenrechtsorganisation an die österreichische Regierung und Parlamentsparteien einen Offenen Brief mit dem dringenden Ersuchen, den Generadirektor zur Abkehr von diesem Plan aufzufordern, die problematische Partnerschaft gegenüber den Vertreter*innen des FAO-Rats zur Sprache zu bringen, der diese Woche tagt, und sie zudem zu ersuchen, sich in der Diskussion zur neuen Strategie des Privatsektors für starke Schutzmechanismen gegen Interessenskonflikte auszusprechen.

Damit schließt FIAN Österreich sich dem weltweiten Protest im Vorfeld der diese Woche stattfindenden FAO-Ratssitzung zur Überprüfung der neuen Strategie für das Engagement des Privatsektors (PSES) an. In der vergangenen Woche reichten über 350 zivilgesellschaftliche Organisationen aus mehr als 60 Ländern einen Brief bei der FAO ein, in dem sie sich gegen das Partnerschaftsabkommen zwischen der FAO und CropLife International aussprachen. Bald darauf folgte ein separates Schreiben von rund 300 Wissenschaftler*innen und Akademiker*innen. Das International Planning Committee for Food Sovereignty (IPC), eine globale Plattform von Organisationen, die Millionen von kleinen Lebensmittelproduzent*innen vertritt, sandte ebenfalls einen Brief an den Generaldirektor der FAO, in dem sie ihre Besorgnis über die Partnerschaft zum Ausdruck brachten.

"Die neue Strategie für das Engagement des Privatsektors soll nicht die Möglichkeiten der Einmischung von Unternehmen auf Kosten der Achtung und des Schutzes der Menschenrechte und des öffentlichen Interesses erhöhen, sondern den öffentlichen Charakter der Organisation und ihre Pflicht zur Verbesserung der Situation der ländlichen Bevölkerung bewahren", heißt es in dem Brief.

Rückfragen: tina.wirnsberger@fian.at

Offener Brief zum Download

Indien: Kleinbäuer:innen in Odisha weiterhin von Vertreibung und Umweltzerstörung bedroht

Seit 2005 protestiert die Landbevölkerung im Bezirk Jagatsinghpur (Bundestaat Odisha) gegen Umweltzerstörung und die unrechtmäßige Aneignung ihres Landes. Dort sollen Industrieanlagen und Infrastruktur – darunter Stahl- und Zementwerke, ein Kraftwerk und ein Hafen – errichtet werden. FIAN Österreich rief in Zusammenarbeit mit FIAN International im März 2022 zu einer Briefaktion auf, um mehr als 40.000 Kleinbäuer*innen, Landarbeiter*innen und Fischer*innen vor dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen zu schützen. Zu Jahresbeginn berichtet der Sprecher der Bewegung von Polizeirepression, gewaltsamen Übergriffen und zunehmenden Festnahmen und erneuert dringend die Forderungen.

Das Recht auf Nahrung in Europa

Die Ernährungsunsicherheit und Armut nehmen weltweit zu. Auch in Europa. Nach Schätzungen von Eurostat waren 21,7% der EU-Bevölkerung im Jahr 2021 armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Viele stellen sich u.a. die Frage: Heizen oder Essen? Die existierenden Maßnahmen und Programme kommen für viele zu kurz. Es ist essenziell, dass die Staaten den Zugang zu einer selbstbestimmten, angemessenen und ausreichenden Ernährung sichern.

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

nach oben