Armutsfalle Mikrokredite: Speakers-Tour mit Mathias Pfeifer

FIAN-Deutschland-Fallreferent Mathias Pfeifer berichtete im Rahmen einer Speakers Tour in Österreich über die Überschuldungskrise im Mikrofinanzsektor in Kambodscha und die dramatische Situation der Betroffenen.

Foto: FIAN

Im Verbund mit FIAN Deutschland setzt sich FIAN Österreich seit 2019 für die Rechte der Betroffenen der Mikrofinanzkrise in Kambodscha ein. 2,9 Millionen Kambodschaner:innen haben sich mit Mikrokrediten verschuldet, viele davon mussten ihr Land als Sicherheit hinterlegen. In den letzten Jahren haben bis zu 160.000 von ihnen dieses Land verloren, weil sie wegen der globalen und regionalen Krisen ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten. Von Mikrokrediten kann man ohnehin schon lange nicht mehr sprechen. Die durchschnittliche Verschuldung pro Kopf im Mikrofinanzsektor beträgt bereits über 5.000 Dollar. Das ist mehr als das 2,5-fache Medianjahreseinkommen in Kambodscha. Die Zinssätze im kambodschanischen Mikrofinanzsektor liegen bei 18% und die Profite fließen oft auf die Konten europäischer Banken. Darunter finden sich auch „ethische“ Investoren, wie etwa Oikocredit.

Speakers Tour mit FIAN-Deutschland-Fallreferent Mathias Pfeifer

Im November lud FIAN Österreich Mathias Pfeifer, den zuständigen Fallreferenten von FIAN Deutschland, zu einer Speakers Tour ein. Gemeinsam mit FIAN Österreich Geschäftsleiter Lukas Schmidt nahm er an mehreren Austauschtreffen mit Aktivist:innen und Vertreter:innen der österreichischen Zivilgesellschaft teil und berichtete von den aktuellen Entwicklungen des Falls.
Ein weiterer Termin fand in der österreichischen Zentrale von Oikocredit statt. Als „ethischer“ Investor hat Oikocredit - trotz mehrfachem Hinweis auf die dramatische Situation der Betroffenen – die Finanzflüsse in den kambodschanischen Mikrofinanzsektor weiter aufgestockt. Die Forderung von FIAN an Oikocredit ist klar: Oikocredit muss von Partner-Mikrofinanzinstituten (MFIs) vor Ort verlangen, dass keine Besicherung von Mikrokrediten mit Land stattfindet. Zudem muss ein sofortiger Schuldenerlass für die Ärmsten erfolgen und Wiedergutmachung geleistet werden. Falls dies seitens der lokalen MFIs nicht passiert, wurde Oikocredit der Ausstieg aus allen Finanzierungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor empfohlen.

Workshop im Rahmen der 8. Österreichischen Entwicklungstagung in Linz

Von 11.11. – 13.11.2022 fand die 8. Österreichische Entwicklungstagung in Linz statt. FIAN Österreich war im Rahmen der Speakers Tour dabei und berichtete in einem Workshop über die Überschuldungskrise im Mikrofinanzsektor in Kambodscha und die dramatische Situation der Betroffenen. Gemeinsam mit 25 Teilnehmer:innen diskutierten Mathias Pfeifer und Lukas Schmidt die aktuellen Entwicklungen sowie mögliche Lösungsstrategien für die Betroffenen. Neben den unmittelbaren Forderungen nach dem Stopp der Kreditbesicherung mit Landtiteln, Entschuldung und Wiedergutmachung, wurden genossenschaftliche Ansätze als mögliche Alternative besprochen.

Factsheet: Mikrokredite verschlingen Land

Kontakt: lukas.schmidt@fian.at

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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