Nyéléni Europe Forum: Meilenstein für Ernährungssouveränität in Osteuropa

Der größte Erfolg des Forums war die Vernetzung osteuropäischer und zentralasiatischer Organisationen mit ihren westeuropäischen Kolleg*innen.

Cluj-Napoca/Wien 4. November - Das bisher größte europaweite Forum für Ernährungssouveränität in Cluj-Napoca (Rumänien) von 25.-30. Oktober war ein großer Schritt gegen die Ausbreitung der industriellen Nahrungsmittelproduktion und für eine gerechte und nachhaltige Zukunft  der kleinstrukturierten Landwirtschaft in ganz Europa.

TeilnehmerInnen aus mehr als 40 Ländern kamen beim zweiten Nyéléni Europe Forum für Ernährungssouveränität zusammen. Sie diskutierten fünf Tage lang, wie unser Lebensmittel- und Agrarsystem im Sinne der Ernährungssouveränität gestaltet werden soll. Menschen aus allen Bereichen des Lebenssmittelsystems waren vor Ort, darunter Bauern und Bäuerinnen, LandarbeiterInnen, GewerkschafterInnen, ForscherInnen, AktivistInnen, FischerInnen, HirtInnen, indigene VertreterInnen, VerbraucherInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen.

Der größte Erfolg des Forums war die Vernetzung osteuropäischer und zentralasiatischer Organisationen mit ihren westeuropäischen KollegInnen. Drei kleine Höfe verschwinden jede Stunde alleine in Rumänien. Die meisten KleinbäuerInnen in der EU leben (noch) in Osteuropa. Die Auswirkungen der industrialisierten Landwirtschaft treffen die BäuerInnen hier mit voller Wucht. Ramona Duminicioiu von der rumänischen Gastgeberorganisation Eco Ruralis dazu: „Rumänien ist den meisten osteuropäischen Ländern sehr ähnlich: Es gibt eine sehr große, lebendige, aber gleichermaßen angreifbare bäuerliche Bevölkerung, die zum Beispiel durch Land Grabbing bedroht wird. In dieser Woche haben wir nicht nur den gemeinsamen Kampf in der Region begonnen, sondern auch die Koordination mit der Ernährungssouveränitätsbewegung in Westeuropa verbessert. Wenn die Ernährungssouveränitätsbewegung in Osteuropa und Zentralasien stark ist, ist sie in ganz Europa stark."

Beim Treffen in Cluj-Napoca wurden gemeinsam positive, vielfältige Alternativen für ein ökologisch und sozial gerechtes Ernährungs- und Agrarsystem im Sinne der Agrarökologie entworfen. Eine europaweite Lern- und Austauschplattform zu Agrarökologie ist im Entstehen. Agrarökologie ist der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise. Agrarökologie die einzig zukunftsfähige Bewirtschaftungsweise, die zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen kann. Der nachhaltige Umgang mit Boden, Wasser, Biodiversität und Nutztieren, das Arbeiten in Kreisläufen sind Grundpfeiler dieses ganzheitlichen Konzeptes. Agrarökologie geht aber noch weiter betrachtet die Gestaltung der Landwirtschaft unter Einbeziehung gesellschaftlicher, rechtlicher, politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen.

"Millionen von VerbraucherInnen in ganz Europa unterstützen alternative Landwirtschaftsmodelle auf der Grundlage der Agrarökologie: VerbraucherInnen fordern eine Änderung der öffentlichen Politik. Diese soll bäuerliche agrarökologische Initiativen unterstützen, anstatt destruktive rein kommerzielle industrielle Modelle zu fördern. Das Forum war ein Schlüsselmoment für VerbraucherInnenorganisationen zur Entwicklung einer gemeinsamen Strategie innerhalb der Bewegung für Ernährungssouveränität", so Jocelyn Parot, Generalsekretär von Urgenci, dem internationalen Netzwerk für solidarische Landwirtschaft.

Am Forum wurde eine Reihe von Aktionen gegen die menschenverachtende Ausbeutung durch das industrielle Nahrungsmittelsystem erarbeitet. Dazu gehören Strategien für die Durchsetzung der Rechte von LandarbeiterInnen – insbesondere migrantischer ErnethelferInnen. Zudem wurden die Auswirkungen von Krieg und Flucht auf Menschen, Ernährung und Landwirtschaft diskutiert. Ali Bulent Erdem von Ciftci-Sen, dem KleinbäuerInnenverband der Türkei betonte: "Der Krieg zwingt die Menschen, ihr Land, ihre Heimat und auch ihre Existenzgrundlagen zu verlassen. Die Flüchtlingskrise in der Türkei und Europa ist eine Folge des Krieges. Als Teil der Bewegung für Ernährungssouveränität kämpfen wir für die Rechte geflüchteter Menschen und begrüßen sie in unseren Ländern. Sich für den Frieden einzusetzen, ist für den globalen Kampf für Ernährungssouveränität entscheidend".

FIAN Österreich und die ÖBV-Via Campesina Austria waren auch bei der Vorbereitung dieses zweiten Nyéléni Forums im europaweiten Koordinierungsprozess aktiv und waren zusammen mit 40 VertreterInnen aus Österreich vor Ort in Rumänien.

Nyéléni Europe Forum von 25.-30.10.2016 in Cluj-Napoca, Rumänien www.nyelenieurope.net

Rückfragehinweis:
Brigitte Reisenberger, FIAN Österreich brigitte.reisenberger@fian.at 0699 - 18330033
Irmi Salzer, ÖBV-Via Campesina Austria irmi.salzer@viacampesina.at 0699 - 11827634
Mehr allgemeine Informationen zu Ernährungssouveränität und Nyéléni auf www.nyelenieurope.net,sowie News und Blogbeiträge direkt vom Forum.
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