G7-Gipfel: Neue Allianz für Ernährungssicherung fördert Konzerndominanz in Afrika
Maßnahmen unter dem Deckmantel der Hungerbekämpfung gefährden Recht auf Nahrung Wien/München, 05.06.2015 – Im Vorfeld des G7-Gipfels vom 7. - 8. Juni in Elmau bekräftigt FIAN: Die G7 besitzt keine demokratische Legitimation, um über zentrale Weichenstellungen der Welternährung zu entscheiden. Die G7-Initiative „Neue Allianz für Ernährungssicherung“ hat sich zwar die Hungerbekämpfung in Afrika auf die Fahnen geschrieben, im Vordergrund steht jedoch die Förderung des Agribusiness aus den G7-Staaten.
Bereits in den letzten Jahren war Welternährung immer wieder ein zentrales Thema der G7-Treffen. Agrar- und Lebensmittelkonzerne aus den G7-Staaten bestimmen immer stärker über Anbau und Verkauf von Nahrungsmitteln weltweit. Durch die Politik der G7-Regierungen wird deren Vorherrschaft weiter ausgebaut. Vor drei Jahren wurde schließlich am G8-Gipfel in Camp David die „Neue Allianz für Ernährungssicherheit“ gegründet. Die Neue Allianz will nach eigenen Angaben mit der „ganzen Macht des Privatsektors“ bis 2020 50 Millionen Menschen von Armut und Hunger befreien. Dabei diskriminieren sie kleinbäuerliche, vielfältige und nachhaltige Ernährungssysteme.
„Die Neue Allianz erkennt Hunger nicht als etwas hochgradig Politisches an und propagiert Produktivitätssteigerung als Lösung. Im Vordergrund steht dabei das Profitinteresse der Agrarindustrie aus den G7-Staaten sowie neue Absatzmärkte für involvierte Konzerne wie Cargill, DuPont oder Monsanto zu schaffen“, so Philipp Salzmann von FIAN Österreich.
Kern der Neuen Allianz sind Kooperationsabkommen, in denen sich bislang zehn afrikanische Länder zu zeitlich gebundenen Reformmaßnahmen verpflichtet haben. Diese Maßnahmen erleichtern die Bedingungen für großflächige, kommerzielle Investitionen im Agrarsektor, von denen allein die Multis profitieren. Sie vereinfachen Land Grabbing und erschweren es Kleinbauern und -bäuerinnen, wie gewohnt, ihr Saatgut zu erhalten, zu tauschen und zu verkaufen. Die weitreichenden Reformen stellen einen Angriff auf die kleinbäuerliche Kontrolle über Land und Saatgut dar.
„Die G7-Staaten müssen ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen, insbesondere hinsichtlich des Rechts auf Nahrung. FIAN fordert daher den Stopp der weiteren Ausdehnung der Neuen Allianz und den Stopp der Umsetzung der in den Kooperationsabkommen geplanten Reformen“, so Salzmann weiter. Stattdessen müssten die Regierungen der G7 die eingegangen Verpflichtungen im Rahmen des demokratisch legitimierten UN-Komitees für Welternährung (CFS) erfüllen und die Investitionen von Kleinbauern und -bäuerinnen selbst stärken. Sowohl Frauen als auch Kleinbauern und -bäuerinnen und andere marginalisierte Gruppen müssen ins Zentrum aller weiteren Strategien und Projekte zur Ernährungssicherheit in Afrika rücken.
FIAN Österreich nahm am Internationalen Gipfel der Alternativen am 3. und 4. Juni in München teil, der als Gegenpol zum G7-Gipfel veranstaltet wurde. Auf diesem Kongress wurde ebenfalls der Einfluss der G7-Regierungen und deren Multis auf die Welternährung diskutiert.
Hinweise:
Neue Broschüre des Forum Umwelt und Entwicklung: Konzernmacht grenzenlos: Die G7 und die weltweite Ernährung
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