Feministisches Handbuch zum Recht auf Nahrung: Rezepte für politische Teilhabe

Inspiriert durch den historischen Widerstand von Frauen in ländlichen Gebieten veröffentlicht FIAN ein Handbuch zur Unterstützung einer transformativen feministischen Ernährungspolitik.

Der "gemeinsame Kochtopf" hat eine historische und politische Bedeutung. Zu verschiedenen Zeiten kamen Frauen in Lateinamerika, die unter autoritären Regimen lebten, beim Kochen um den gemeinsamen Topf zusammen. Sie nutzten diese Strategie, um einen Raum zu schaffen, in dem sie die Freiheit hatten, über Politik zu diskutieren, Widerstands zu organisieren oder ihre eigenen Antworten auf schwere Wirtschafts- und Ernährungskrisen zu entwickeln. Obwohl diese Praxis als solche nicht überall auf der Welt üblich ist, wird die politische Bedeutung und Verwendung des gemeinsamen Kochtopfs über Grenzen und Kontexte hinweg gesehen.

Das Handbuch "Rezepte für Politische Teilhabe" erinnert an die Emanzipation der Frauen durch kollektive Organisation und Wissensaufbau. Der Leitfaden wurde von Menschenrechtsexpertinnen, Aktivistinnen und Landarbeiterinnen entwickelt. Er bietet Frauen in ländlichen Gebieten - unabhängig davon, ob sie lokalen oder nationalen Organisationen angehören - eine praktische Anleitung, wie sie eine Agenda für das Recht auf Nahrung und Ernährung auf der Grundlage aktueller internationaler Menschenrechtsnormen erstellen können.

"Frauen machen Politik und engagieren sich jeden Tag rund um den Globus im politischen Widerstand. Das Ziel von 'Rezepte für politische Teilhabe' ist es, diese unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnisse als Ausgangspunkt für eine transformative feministische Ernährungspolitik zu nutzen", sagt Tina Wirnsberger, Koordinatorin für Kleinbäuer*innenrechte und Frauen bei FIAN Österreich.

Die im gesamten Handbuch vorgeschlagenen Methoden gehen von den Erfahrungen und dem Wissen der Teilnehmerinnen aus, die als "Köchinnen" bezeichnet werden. Der Leitfaden ist so konzipiert, dass er von verschiedenen Gruppen angepasst werden kann, um ihre Bedürfnisse und Prioritäten in Reaktion auf ihre eigenen Lebensrealitäten anzusprechen, und soll Frauen dazu ermutigen, ihre Erfahrungen grenzüberschreitend zu teilen. Diese Diskussion erfüllt verfügbare Instrumente für feministische politische Agenden für das Recht auf Nahrung, etwa die UN-Erklärung für die Rechte von Kleinbäuer*innen und andere Personen die in ländlichen Gebieten arbeiten, mit Leben. Die Debatte findet auch in den Sozialen Medien statt, wo Teilnehmerinnen eingeladen sind, sich unter #CookUpPolitics einzubringen.

"Im Handbuch geht es darum, Räume für Frauen zu schaffen, in denen sie Politik machen können. Es ist ein Beitrag der Anerkennung der politischen Subjektivität von Frauen und ihrer Schlüsselrolle im Kampf für gerechte Ernährungssysteme", so Wirnsberger abschließend.

FIAN Österreich bietet Workshops zu „Rezepte für politische Teilhabe“ an, die sich insbesondere an Organisationen und Personen richten, die mit Frauen aus ländlichen Gebieten des Globalen Süden arbeiten. Gerne können Sie sich für eine Zusammenarbeit an uns wenden.

Zum Download oder Bestellung einer Druckausgabe: Hier

Rückfragen an: Tina Wirnsberger

 

FIAN Österreich legt das Handbuch erstmals in deutscher Übersetzung vor. Sie können es auch auf Englisch und Urdu herunterladen.

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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