FIAN setzt sich für eine menschenrechtsbasierte Agrarpolitik ein. Das betrifft nicht zuletzt auch den Umgang mit Saatgut. Kleinbäuerliche Saatgutsysteme, die wesentlich zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung beitragen können, werden weltweit zunehmend durch Politiken unter Druck gesetzt, die den Profitinteressen von Konzernen dienlich sind. Die Autor:innen unseres Schwerpunktthemas plädieren hingegen für politische Entscheidungen, die das Recht auf Saatgut in den Mittelpunkt stellen und so vielfältige und resiliente lokale kleinbäuerliche Landwirtschaft stärken. Darüber hinaus berichten wir in dieser Ausgabe von den Ergebnissen eines EU-Projekts zu partizipativen Prozessen im Ernährungssystem. Die Arbeit lieferte spannende Ergebnisse für die Vision einer Transformation unseres Ernährungssystems. Im März 2024 besuchte FIAN Deutschland die indonesische Insel Flores, wo in den vergangenen Jahren zunehmend Geothermie-Kraftwerke errichtet wurden, um den Energiehunger des wachsenden Tourismussektors zu stillen. Proteste gegen die negativen Auswirkungen für die lokale Bevölkerung wurden mit Polizeigewalt beantwortet. Bei diesen Projekten in Indonesien ist auch europäisches Kapital beteiligt. Das zeigt, wie wichtig eine menschenrechtsbasierte gesetzliche Regulierung des Welthandels ist. Bettina Rosenberger macht in ihrem Beitrag eine erste Bestandsaufnahme des neuen EU-Lieferkettengesetzes und zeigt Licht und Schatten der neuen Verordnung auf. Zu guter Letzt möchte ich Sie nun noch herzlich zu unseren diesjährigen Filmtagen für das Recht auf Nahrung Hunger.Macht.Profite.13 einladen! Wie jedes Jahr haben wir eine spannende Auswahl an Filmen und Impulsgeber:innen ausgewählt. Sie finden das Programm der Filmtage auf Seite 14.
FIAN arbeitet mit einem breiten Netzwerk von sozialen Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen auf der ganzen Welt zusammen. Wir gehen nicht alleine. Grundpfeiler unserer Arbeit ist dabei, dass wir nicht für oder gar nur über andere sprechen, sondern ihre Stimmen sichtbar machen und ihnen Gehör verschaffen. In dieser Ausgabe des Food First kommen in mehreren Interviews unsere Partner:innen aus dem Globalen Süden zu Wort. Darüber hinaus beschäftigen wir uns im Kontext von Neuer Gentechnik und Landrechten mit intersektionaler Gerechtigkeit im Ernährungssystem und geben Einblick in die Fallarbeit in Uganda und Tansania. Mit den Berichten zu unseren Filmtagen Hunger.Macht.Profite.12 und der Veranstaltung zur Vorstellung der „Maastricht-Prinzipien zu den Menschenrechten zukünftiger Generationen“ im Palais Epstein blicken wir zudem auf einen spannenden Veranstaltungsherbst zurück. In Belgien hat der Landwirt Hugues Falys vor Kurzem mit der Unterstützung von FIAN Belgien u.a. eine Klimaklage gegen TotalEnergies eingebracht. Im abschließenden Beitrag dieses Hefts berichten wir von diesem wegweisenden Fall.
In dieser Ausgabe legen wir besonderes Augenmerk auf das Recht auf Nahrung in Südostasien. Es handelt sich dabei um eine Schwerpunktregion unserer Fallarbeit. In den letzten Ausgaben haben wir vermehrt über die Mikrofinanzkrise in Kambodscha berichtet. Nun möchten wir auf den Landraub im Kontext des Zuckerrohranbaus hinweisen. In einem Interview mit Marina Wetzlmaier erklärt Joseph Purugganan zudem die Ursachen für die globale Ernährungskrise und erläutert deren Auswirkungen in den Philippinen. Darüber hinaus berichten wir von einem spannenden agrarökologischen Projekt in Indonesien, das zwei Kollegen von FIAN Deutschland kürzlich besucht haben. Anlässlich des 75. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10.12.2023 weist die UN-Sonderberichterstatterin zur Lage der Menschenrechtsverteidiger:innen eindringlich darauf hin, dass viele Menschen im Kampf für Menschenrechte tagtäglich um ihr Leben fürchten. Sie fordert, dass Staaten ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen wahrnehmen und solche Angriffe nicht ungestraft bleiben. Auch FIAN Österreich fordert weiterhin vehement, dass Menschenrechte vor Profite gestellt werden. 75 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte braucht es hierfür noch immer unseren vollen Einsatz.
Das EU-Lieferkettengesetz rückt in greifbare Nähe. Nachdem die EU-Kommission im Februar 2022 einen Vorschlag vorgelegt hat, laufen in den EU-Institutionen die Verhandlungen. Damit gibt es das historische Potenzial, eine Kehrtwende im Welthandel einzulegen und mit „sauberen Wertschöpfungsketten“ eine rechtlich verankerte Verbesserung für die betroffenen Menschen zu erreichen. In dieser Ausgabe widmen wir uns daher unterschiedlichen Facetten der verbindlichen Konzernregulierung. Wir beleuchten das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das seit Beginn des Jahres in Kraft ist. Wir zeigen, wie zentral Klimasorgfaltspflichten für ein EU-Lieferkettengesetz sind und verweisen auf die Notwendigkeit, den Finanzsektor streng zu erfassen. Letzteres wird auch anhand der OECD-Beschwerde gegen Oikocredit International deutlich. Ein starkes Lieferkettengesetz, das den Finanzsektor integriert kann den Menschen in Kambodscha helfen. Wir geben außerdem Updates zu unseren aktuellen Fällen in Indien, Uganda und den Philippinen und setzen uns kritisch mit dem Ernährungssystem in Indonesien auseinander. Zum Abschluss erwartet Sie ein Interview mit Michaela Jancsy, die einen spannenden Einblick in ihren Gemüsebetrieb gibt.
Am Beispiel Österreichs umfasst diese Publikation eine Analyse von staatlichen und privaten Maßnahmen, die zur Implementierung des Rechts auf Nahrung beitragen. Diese Publikation beinhaltet auch Zitate von Menschen, die von Armut betroffen sind, und von Personen, die in der Ernährungssicherheit arbeiten. Diese zeigen auf einige der wichtigsten Mängel bei bestehenden Maßnahmen. Zusätzliche Leitfragen finden sich als Annex und dienen dazu, die Verbindung zwischen dem Recht auf Nahrung und anderen sozialen Rechten aufzuzeigen und zusätzliche Akteur:innen zu identifizieren, die in Entscheidungsprozesse einbezogen werden sollten.
In diesem Modul wird der rechtliche und institutionelle Rahmen des Rechts auf Nahrung in Europa präsentiert. Dabei werden auch konkrete Beispiele von Ansätzen und Hindernisse zur Verwirklichung dieses Rechtes in verschiedenen Ländern erwähnt, wobei ein Fokus auf Portugal liegt. Dieses Modul erörtert auch zivilgesellschaftliche Initiativen zur Überwachung des Rechts auf Nahrung und bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für einen menschenrechtsbasierten Ansatz zur kollektiven Mobilisierung, Überwachung und öffentlichen Debatte.
Menschen sehen sich mit unterschiedlichen Hindernissen für eine Beteiligung konfrontiert, ebenso wie mit unterschiedlichen Entscheidungskontexten auf lokaler Ebene. Dieses Modul geht diesen Fragen nach und bietet eine Anleitung, wie man ein tieferes Verständnis dafür erlangen kann, wo und wie lebensmittelbezogene Entscheidungen getroffen werden, wie Bedingungen für die Beteiligung der Menschen an der Entscheidungsfindung geschaffen werden können und wie man Entscheidungsspielräume sowie Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Multi-Stakeholderismus im Bereich der territorialen/lokalen lebensmittelpolitischen Entscheidungsfindung und insbesondere in Ernährungsräten bewerten kann. Der Heidelberger Ernährungsrat wird als Beispiel angeführt.
Die Entwicklung gesunder Ernährung und nachhaltiger Lebensmittelsysteme muss Hand in Hand gehen, da die Hauptursache für schädliche Auswirkungen auf die Lebensmittelsysteme die Industrialisierung und lange Produktions- und Lieferketten ist. Dieses Modul untersucht die internationalen Verpflichtungen der Staaten in Bezug auf das Recht auf Nahrung und deren Umsetzung in nationale und regionale öffentliche Ernährungspolitiken. Sie stützt sich auf Beiträge und Aussagen von Zeugenaussagen und Expert:innen zu den Themen Armut, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Klima sowie auf Konsultationen mit in Belgien ansässigen Organisationen und sozialen Bewegungen.
Dieses Modul bietet eine Untersuchung über die Beziehung zwischen sozial konstruierten Unterschieden, die zu Diskriminierung führen und Verletzungen des Rechts auf Nahrung. Diese Analyse ist von entscheidender Bedeutung, da es im Allgemeinen an gezielter Literatur oder Anleitung fehlt, wie das Recht auf Nahrung aus einer sozial integrativen Perspektive überprüft werden kann. Daher werden in diesem Modul Wege zur Schaffung einer inklusiven Überwachungspraxis für das Recht auf Nahrung im Vereinigten Königreich vorgeschlagen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Asylsuchende liegt.
Durch den russischen Angriffskrieg offenbart das globalisierte Ernährungssystem erhebliche Schwächen: Der notwendige Import von Nahrungsmitteln, Düngern und Pestiziden stellt für eine Vielzahl von Ländern des Globalen Südens angesichts krisenbedingter Preissteigerungen eine enorme Herausforderung dar. Aber auch in Österreich sind immer mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen, um sich angemessen zu ernähren. Dies alles geschieht, nachdem das globalisierte Ernährungssystem in den vergangenen Jahrzehnten im Sinne der Konzerne neoliberal gestaltet wurde. Die daraus resultierende Abhängigkeit nimmt einer Vielzahl von Menschen die Möglichkeit, sich selbstbestimmt zu ernähren. Die vorliegende Ausgabe ist der Forderung nach einer grundlegenden Transformation dieses Ernährungssystems gewidmet. Nur so kann nachhaltig gegen die globale Ernährungskrise vorgegangen werden. Das bedeutet, dass die Vereinnahmung der Nahrungsmittelproduktion durch Profitinteressen beendet werden muss. Der Übergang zu Agrarökologie und die Stärkung lokaler Ernährungssysteme muss von politischen Entscheidungsträger:innen gefördert werden, um die Resilienz in Krisen zu erhöhen, Menschen eine selbstbestimmte Ernährung zu ermöglichen und agrarische Produktion klimagerecht zu gestalten.
Das derzeitige Weltgeschehen macht fassungslos. Die Situation in der Ukraine zeigt die Gräuel des Krieges in erschreckendem Ausmaß auf. Gleichzeitig offenbart der russische Angriffskrieg die Verwundbarkeit eines Ernährungssystems, das von Konzernen dominiert wird und in der Produktion auf Pestizide und chemische Dünger setzt. Der Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe widmet sich den Schäden durch weltweiten Pestizideinsatz und zeigt auf, dass ein zukunftsfähiges Ernährungssystem auf agrarökologischen Lösungen basieren muss, um für die großen Krisen unserer Zeit gewappnet zu sein. Zudem informieren wir über die Auswirkungen der steigenden Lebensmittelpreise in Österreich und dem Globalen Süden und geben Einblick in neue Entwicklungen in unserer Fallarbeit. Zehn Jahre nach Verabschiedung der UN-Landleitlinien ziehen wir außerdem Bilanz zum aktuellen Stand von Land Grabbing. So viel sei vorab verraten: Es ist nach wie vor notwendig, an die Staatengemeinschaft zu appellieren, endlich ihrer Verpflichtung zur Verwirklichung des Rechts auf Land nachkommen.
Profit- und Wachstumsstreben stehen bekanntermaßen oftmals in direktem Widerspruch zu menschenrechtlichen Standards. Das Resultat sind prekäre Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen rund um den Globus und die Zerstörung der Umwelt. Immer mehr Menschen wollen das glücklicherweise nicht mehr akzeptieren und sind auf der Suche nach Alternativen. Dies wird auch zunehmend von Unternehmen erkannt, die seit einigen Jahren versuchen sich „grün“ zu präsentieren und mit freiwilligen Standards werben. In dieser Ausgabe werfen wir einen kritischen Blick auf diese Entwicklungen. Wir nehmen den Trend zum „grünen“ und „ethischen“ Investment unter die Lupe. Anhand von Fällen in Kambodscha, Indonesien und den Philippinen zeigen wir, wo Menschenrechte dem Profitstreben zum Opfer fallen. Neben diesem Schwerpunkt berichten wir von Protesten gegen das Sozialhilfe-Ausführungsgesetz in Niederösterreich und möchten Ihnen ein neues Projekt für gerechtere Lebensmittelsysteme vorstellen, das FIAN im Verbund mit mehreren nationalen und internationalen Projektpartner*innen durchführt.
Die Konzentration von Anbau, Verarbeitung und Verteilung von Lebensmitteln durch wenige große Agrar- und Lebensmittelkonzerne nimmt stetig zu. Dieser Entwicklung stellen sich nun auch in Österreich zunehmend Ernährungsräte auf städtischer Ebene entgegen. Eine neue Broschüre von FIAN Österreich und dem Ernährungsrat Wien gibt einen Überblick über den Ursprung, die Ziele und Merkmale von Ernährungsräten sowie ihren Einfluss auf eine demokratische Lebensmittelpolitik. Ernährungsräte (englisch Food Policy Councils) streben eine Relokalisierung des globalisierten Ernährungssystems an. Die gemeinsame Vision von Ernährungsräten ist, dass städtische Ernährungssysteme jedem Mensch Zugang zu nahrhaftem, gesundem, regionalem und kulturell angemessenem Essen ermöglichen. Dieses soll nachhaltig, sprich nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt, produziert und verarbeitet werden. Ernährungsräte unterstützen die Menschen darin, über ihre Ernährung selbst zu bestimmen und das Ernährungssystem individuell und gemeinschaftlich mitzugestalten. Dadurch tragen Ernährungsräte zu einer Demokratisierung der Lebensmittelpolitik bei.
Agrarökologie versteht sich als Alternative zum vorherrschenden Agrar- und Lebensmittelsystem. Es ist ein Sammelbegriff, der Wissenschaft, soziale und politische Bewegung, sowie die landwirtschaftliche Praxis in sich vereint – für eine erfolgreiche Transformation des vorherrschenden Systems hin zu mehr Teilhabe, Ermächtigung und Vielfalt. Im Hinblick auf Hunger und Mangelernährung und die Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung wirkt Agrarökologie stark positiv. Die vier wesentlichen Elemente des Rechts auf Nahrung – Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Angemessenheit, und Nachhaltigkeit und Partizipation – werden durch die Umsetzung der Agrarökologie gefördert.
Im Ernährungssystem spielen Frauen eine tragende Rolle und sind zugleich Betroffene schwerwiegender Diskriminierung. Trotz ihrer wichtigen Rolle in Anbau, Verarbeitung und Lagerung von Nahrungsmitteln sind über 60 Prozent der weltweit von Nährstoffmangel betroffenen Menschen weiblich, und das überwiegend am Land. Ihr Zugang zu gesunder Ernährung ist eingeschränkt, denn patriarchale Machtstrukturen und Menschenrechtsverstöße durch Konzerne untergraben ihr Recht auf Nahrung. Die Stärkung ihrer politischen Teilhabe und ökonomischen Rechte muss im Zentrum von Entwicklungsstrategien und Landwirtschaftspolitik stehen, sollen Hunger und Mangelernährung nachhaltig überwunden werden.
Ein neuer Bericht enthüllt, wie Unternehmen und Regierungen in Westafrika aktiv auf kommerzielles Saatgut drängen. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Ernährung und Rechte der Menschen.
In Westafrika stammt mehr als 80% des von bäuerlichen Gemeinschaften genutzten Saatguts von traditionellen Arten und Sorten. Die Samen werden nach den üblichen Gepflogenheiten ausgewählt, gespeichert, verwendet und ausgetauscht. Trotz der Gewährleistung vielfältiger Nahrungsmittelsysteme und Rechte der ländlichen Bevölkerung durch traditionelle Praxen im Umgang mit Saatgut, werden diese Systeme angegriffen: Regierungen, Unternehmen und Entwicklungsorganisationen fördern proaktiv kommerzielles Saatgut und Rechte an geistigem Eigentum.
Ein neuer Bericht, des Global Network for the Right to Food and Nutrition und der Global Convergence of Land and Water Struggles – Westafrika, beschreibt die Mechanismen einer forcierten Transformation hin zu Landwirtschaft und Ernährungssystemen, die den Interessen der Wirtschaft dienen. Auf der Grundlage von Gesprächen mit mehr als 400 Bauern und Bäuerinnen in Burkina Faso zeigt der Bericht die tiefgreifenden Auswirkungen der Einführung von kommerziellem Saatgut auf das Leben der Bauerngemeinschaften. Diese reichen vom Verlust von bäuerlichen Sorten über mehr externe Input-abhängige Landwirtschaftsmodelle bis hin zu weniger abwechslungsreichen Diäten.
Die erste Ausgabe der "Think Piece Series Food for Thought" befasst sich mit der politischen Bedeutung von öffentlicher Maßnahmen zur Unterstützung der Ernährungssouveränität.
Öffentliche Politiken spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie die Zukunft unserer Agrar- und Ernährungssystemen aussieht: Sie können rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, um die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung zu gewährleisten; Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft stärken; und gesellschaftliche Ressourcen zur Unterstützung nachhaltiger Ernährungssysteme auf der Grundlage von menschenwürdiger Arbeit, Umweltintegrität und Gesundheit mobilisieren.
Gegenwärtig sind öffentlichen Maßnahmen jedoch stark auf eine wettbewerbsfähige, spezialisierte und industrielle Form der Landwirtschaft ausgerichtet. Dies macht deutlich, dass öffentliche Maßnahmen Werkzeuge sind, nicht Selbstzweck. Ohne eine solide theoretische Grundlage für einen Wandel hin zu einem ökologisch und sozialgerechten Ernährungssystems, werden die öffentliche Politiken nicht in der Lage sein, den Herausforderungen von Ernährung und Landwirtschaft im 21. Jahrhundert zu begegnen.
Die Publikation vom Transnational Institute, FIAN International, Hands on the Land und Terra Nuova, untersucht diese Diskussion.
Nur mit Vielfalt kann Hunger und Mangelernährung beendet werden. Agrarökologie verbessert die Ernährung, denn größere Vielfalt im Anbau bedeutet auch eine größere Vielfalt auf dem Teller. Agrarökologie ist die Grundlage für die Überwindung der industriellen Landwirtschaft. Der ganzheitliche Ansatz rückt die kleinbäuerliche Landwirtschaft ins Zentrum. Er steigert die Produktivität und schützt das Klima. Durch bäuerliche Partizipation werden innovative Methoden entwickelt, um die Welt nachhaltig zu ernähren. Eine Vielzahl an Beispielen aus aller Welt veranschaulichen das Potenzial von Agrarökologie und dessen ganzheitlichen Charakter.
Während der großen Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008 waren die Zahl der Hungernden auf einem Höhepunkt. Heuer bestehen, trotz einiger Fortschritte, viele der Probleme, die zur Krise führten, weiterhin. In ihren Empfehlungen zur Überwindung der Krise weist die Publikation auf die Notwendigkeit systemischer Transformationen hin, auf einen Übergang zu nachhaltigen Produktions-, Vertriebs- und Verbrauchsmodellen, die auf Solidarität, sozialer, ökologischer und geschlechtsspezifischer Gerechtigkeit und der Garantie aller Menschenrechte basieren.
Internationale Klima- und Finanzierungsmechanismen als Auslöser von Menschenrechtsverletzungen? Industrieländer finanzieren Klimaschutzinvestitionen in Entwicklungsländern, bei denen die lokale Bevölkerung und deren Rechte oft zur Nebensache werden. Der FIAN-Arbeitskreis Klima hat hierzu eine Studie veröffentlicht und verschiedene Klimaschutzinstrumente auf ihre menschenrechtliche Komponente hin untersucht.
Das Land-Forum für Ernährungssouveränität fand von 25.-26.11.2016 im Rahmen des Projekts Hands on the Land for Food Sovereignty und Nyéléni Austria statt. Wir wünschen eine anregende Lektüre!
Veranstaltet wurde das Land-Forum für Ernährungssouveränität von FIAN Österreich, ÖBV-Via Campesina Austria, NEL- Netzwerk Existenzgründung in der Landwirtschaft, Verein RASENNA – Boden mit Zukunft und VHS – Die Wiener Volkshochschulen. An diesem Bericht mitgearbeitet haben Markus Löw, Bernadette Gugerell, Brigitte Reisenberger und Margit Fischer. Danke! Der Inhalt entspricht einer Zusammenfassung der Audio-Transkription. Die Abbildungen sind dem Graphic Recording, das von Anita Berner direkt vor Ort angefertigt wurde, entnommen.
Die Broschüre "Besser anders, anders besser: Mit Agrarökologie die Ernährungswende gestalten" zeigt, dass Landwirtschaft und Ernährung anders, besser geht und informiert über praxiserprobte Alternativen, in denen großes Potenzial steckt. Im Fokus stehen Beispiele agrarökologischer Anbaumethoden, innovativer Vermarktungswege und Initiativen zur politischen Mitgestaltung des Ernährungssystems.
Der Konsens über die Bedeutung von Agrarökologie ist groß. Die verschiedenen Beiträge verdeutlichen, wie Bauern und Bäuerinnen mit agrarökologischen Anbauverfahren die Bodenfruchtbarkeit und natürliche Ressourcen schützen, die Vielfalt auf den Äckern und Tellern fördern, und wie durch innovative Vermarktungswege viele Menschen mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgt werden. Zivilgesellschaftliche Initiativen erlangen mehr Mitspracherechte in der Gestaltung lokaler Ernährungssysteme und entwickeln Ernährungspolitik mit.
Agrarökologie schafft Alternativen zur kapitalintensiven, von Konzerninteressen geleiteten industriellen und exportorientierten Landwirtschaft. Bauern und Bäuerinnen finden Anerkennung als zentrale Akteure im Ernährungssystem, man arbeitet mit der Natur statt gegen sie, lokale Märkte werden gestärkt und die Unabhängigkeit von Erdöl, Chemie und Gentechnik gefördert.
Die Broschüre arbeitet heraus, welche Alternativen bereits erfolgreich umgesetzt werden. Sie analysiert, welche politischen Instrumente nötig sind, um Agrarökologie zu unterstützen und weiter zu verbreiten, und lädt dazu ein, sich für eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Neuorientierung in der Landwirtschaft einzusetzen.
Die Broschüre "Besser anders, anders besser: Mit Agrarökologie die Ernährungswende gestalten" ist eine gemeinsame Publikation von Brot für Welt, FIAN, Forum Umwelt und Entwicklung, Heinrich-Böll-Stiftung, INKOTA-netzwerk, MISEREOR, Oxfam und Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Der diesjährige ‚Right to Food and Nutrition Watch‘ zum Thema ‚Keeping Seeds in Peoples’ Hands‘. Er analysiert, wie sich die zunehmende Kontrolle von Konzernen über Saatgut und andere natürliche Ressourcen auf unsere Ernährung auswirkt.
Dass es einer Kehrtwende der europäischen Agrarpolitik bedarf, zeigt sich in den letzten Monaten sehr drastisch an der Milchkrise. Märkte im Globalen Süden mit Exporten zu Dumpingpreisen anzuvisieren ist eine Sackgasse und gefährdet das Recht auf Nahrung. Heimische Bauern und Bäuerinnen – und ihre Kolleg_innen weltweit sind durch niedrige Preise zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Um dem Lösungsvorschläge entgegenzusetzen haben wir mit der „Wir haben es satt“-Plattform die Agrarwende eingeläutet, sowie das bäuerliche Milch-Manifest unterstützt. Deswegen widmet sich das neue FOODFirst dem Thema "Agrarwende". Doch nicht nur in der Agrar- und Handelspolitik sollte der Menschenrechtsansatz verankert sein, auch für die Entwicklungspolitik muss er die entscheidende Grundlage sein. Wie schnell sich Institutionen aus der Verantwortung ziehen, zeigt sich auf traurige Weise am Beispiel des Addax-Falls in Sierra Leone. Dort wurden großen Landflächen zum Anbau von Zuckerohr zur Bioethanolproduktion für europäische Märkte verpachtet. Das durch Entwicklungsinstitutionen unterstütze Projekt erwies sich als nicht so rentabel wie geplant, nun sind die Menschen ohne Jobs, Geld und ohne Land zurückgelassen worden. FIAN begleitet den Fall seit drei Jahren und war Anfang April auf Recherchereise. vor Ort.
Am 16. Februar 2015 veranstalte FIAN mit und als Teil der „Wir haben es satt!“-Plattform die Tagung „Menschenrechte ins Ernährungssystem“. Nun ist unsere Tagungsdokumentation fertig:
Auf drei Panels zu Agrar-, Handels- und Entwicklungspolitik wurde über derzeitige Missstände im Ernährungssystem, sowie über Zukunftsvisionen und den Weg dorthin debattiert. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion ging es um aktuelle Spannungsfelder im Ernährungssystem zwischen Menschenrechten und Konzerninteressen.
Die Tagung war mit über 180 Teilnehmenden gut besucht. Das Publikum reichte von Studierenden über NGO-Mitarbeiter_innen, Umweltorganisationen, Bauern und Bäuerinnen bis hin zu Vertreter_innen aus dem EZA-Bereich.
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