UN: Zahl der Hungernden steigt um 38 Millionen - trotz Rekordernten

Laut dem heute vorgestellten Bericht der Vereinten Nationen ist die Zahl der Hungernden im vergangenen Jahr auf 11% der Weltbevölkerung angestiegen. Mit 815 Millionen Menschen leiden demnach rund 38 Millionen mehr an chronischem Hunger als im Jahr zuvor. Die Trendumkehr beruht zu großen Teilen auf Negativentwicklungen in Afrika.

Die Zahlen sind niederschmetternd. Angesichts globaler Rekordernten und Höchstständen bei Nahrungsmittelvorräten eine deprimierende Entwicklung. Einmal mehr zeigt sich, dass Hunger meist nicht in geringen Produktionsmengen begründet liegt, sondern in Ungleichheit, Diskriminierung und Armut. Hungerbekämpfung muss daher – neben der akuten Katastrophenhilfe und der Beendigung kriegerischer Konflikte – zuerst die Rechte marginalisierter Bevölkerungsgruppen stärken.

Die aktuellen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO belegen, dass noch nie so viele Nahrungsmittel produziert wurden wie heute. Auch die Nahrungsmittellager sind weltweit prall gefüllt. Nach Ansicht von FIAN kann die negative Entwicklung der Hungerzahlen daher nicht alleine mit bewaffneten Konflikten und dem Klimawandel begründet werden. Denn auch in Ländern wie Indien, Pakistan, Kambodscha, Sambia, Sierra Leone oder Uganda liegt die Zahl der chronisch Hungernden zwischen 14 und 45 Prozent.

Der Kampf für das Recht auf Nahrung aller Menschen ist insbesondere ein Kampf für Verteilungsgerechtigkeit. Schließlich landen heute nur noch 43 % der Ernten auf dem Teller. Agrartreibstoffe, die explodierende Tierfutterproduktion, weggeworfene Lebensmittel und andere Auswüchse unseres industriellen Ernährungssystems sind wichtige Gründe für die verschärften Probleme.

FIAN setzt sich seit 1986 für die Durchsetzung des Rechts auf Nahrung ein und besitzt offiziellen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Nationale Vertretungen bestehen in insgesamt 20 Ländern. FIAN dokumentiert Menschenrechtsverletzungen anhand konkreter Fall- und Länderberichte und unterstützt Betroffene, ihre Rechte einzufordern. Dabei kooperiert FIAN eng mit Vereinigungen von KleinbäuerInnen, Fischern und Landlosen.

Die heutigen Zahlen der FAO

Produktion von Nahrungsmitteln (FAO)

 

Was is(s)t gerecht? Lehrgang für Multiplikator*innen

Für eine Veränderung in unserem Ernährungssystem braucht es junge Menschen, die etwas bewegen wollen. Genau für diejenigen gibt es diesen Lehrgang: An 8 Terminen zwischen März und September bekommst du das Wissen und die Skills, um Veränderungen anzustoßen und weiterzutragen – direkt aus Theorie und Praxis. Die Anmeldung läuft bis zum 01. Februar 2026!

Mit Agrarökologie den Boden für künftige Generationen bereiten und erhalten

Die Integration der Rechte künftiger Generationen in gegenwärtige Entscheidungsfindung stellt sicher, dass Entwicklungsbemühungen nachhaltig gerecht sind. Die Maastrichter Grundsätze liefern den rechtlichen und ethischen Rahmen, der die Verantwortung von Staaten und Unternehmen betont, die Rechte zukünftiger Generationen zu schützen. Die industrielle Landwirtschaft, die auf die kurzzeitige Maximierung der globalen Lebensmittelproduktion mithilfe externer Inputs abzielt und damit unsere Umwelt und Ökosysteme zerstört, steht dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen entgegen.

Entschädigung für vertriebene Familien aus Kambodscha

In der ersten transnationalen Menschenrechtsklage Südostasiens gingen über 700 Familien aus Kambodscha rechtlich gegen den größten Zuckerproduzenten Asiens vor und erreichten nun eine finanzielle Entschädigung. Durch ein gerichtliches Vermittlungsverfahren erzielten die Kläger:innen im Februar 2025 einen Vergleich mit dem Unternehmen, welches im Mai eine Zahlung an die Gemeinden leistete.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

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