Entwicklungsorganisationen für Regulierung von Neuer Gentechnik in Landwirtschaft
Petition: Biologische Vielfalt, Recht auf Saatgut und kleinbäuerliche Landwirtschaft schaffen weltweite Ernährungssicherheit
Aufweichung des EU-Gentechnikrechts steht eindeutig im Widerspruch zu staatlichen Menschenrechtsverpflichtungen.
Lukas Schmidt, Geschäftsleiter der Menschenrechtsorganisation FIAN Österreich erläutert: „Eine Aufweichung des EU-Gentechnikrechts steht eindeutig im Widerspruch zu den staatlichen Menschenrechtsverpflichtungen, denn der Zugang zu und die Kontrolle über Saatgut sind entscheidend für die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung. Kleinbäuerliche und indigene Saatgutsysteme spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen, sich direkt von produktivem Land zu ernähren und Widerstandsfähigkeit gegenüber den vielfältigen Herausforderungen der Klimakrise sowie der Übernahme unabhängiger, lokaler Ernährungssystemen durch multinationale Konzerne zu entwickeln.“
„Statt mit neuer Gentechnik auf ein ‚Weiter so’ in der Landwirtschaft zu setzen, muss sich das Agrarsystem grundsätzlich ändern. Für die Sicherung der Welternährung ist die Wahrung der Rechte von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen notwendig, auch ihr Recht auf Saatgut. Agrarökologie intensiviert die Produktion von Nahrung dort, wo sie am notwendigsten ist – im Einklang mit der Natur und den lokalen sozialen Bedingungen. Unsere Projektpartner:innen lehnen die neue Gentechnik ab, da sie dem Umbau unserer Agrarsysteme im Sinne der Agrarökologie entgegensteht: Sie brauchen Unterstützung für lokal angepasste Lösungen und kein teures Gentechnik-Saatgut, das lokale Sorten verdrängt”, betont Isabelle Schützenberger von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.
Hartwig Kirner, Geschäftsführer FAIRTRADE Österreich berichtet: „Gentechnisch verändertes Saatgut hat negative Auswirkungen auf die Bauernfamilien. Sie werden durch teures Saatgut in Abhängigkeiten gedrängt und sind vor allem durch den meist notwendigen erhöhten Pestizideinsatz und die Ausbreitung von resistenten Pflanzenschädlingen betroffen. Die FAIRTRADE-Umweltstandards verbieten daher die Verwendung von gentechnisch verändertem Saatgut ausdrücklich.“
Die Annahme, dass wir gentechnisch verändertes (GV) Saatgut brauchen, um mehr Erträge zur Sicherung der Welternährung zu erzielen, hält einer umfassenden Prüfung nicht stand. Rein rechnerisch erzeugt die globale Landwirtschaft bereits jetzt ausreichend Nahrungsmittel, um alle Menschen zu ernähren. „Trotz steigender Produktion erreichen die Lebensmittel jedoch nicht die Teller der ärmsten Menschen. Das liegt an der ungerechten Verteilung“, betont der evangelische Bischof und Schirmherr von Brot für die Welt, Michael Chalupka, der vor negativen Auswirkungen von Patentierungen gentechnisch veränderten Saatguts auf Kleinbäuerinnen warnt. „Ob Heilsversprechen, das halten können, was sie versprechen, zeigt oft der Blick darauf, wer an ihnen verdient“, betont Chalupka. Auch vermeidbare Lebensmittelverschwendung und der verfehlte Einsatz von Lebensmitteln – z.B. als Tierfutter – führt zu Hunger. Es ist sogar ein Großteil des angebauten Sojas, der der Herstellung von Futtermitteln für die Massentierhaltung dient.
“Pickerl drauf!”, die Initiative der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, hat EU-weit bereits mehr als 400.000 Unterschriften und läuft noch bis Sonntag, den 20. November 2022. Die Initiative fordert in Österreich Gesundheitsminister Rauch, Landwirtschaftsminister Totschnig und Umweltministerin Gewessler auf, sich bei der EU-Kommission für die strenge Regulierung und Kennzeichnungspflicht von NGT in Lebensmitteln einzusetzen. “Die Zukunft liegt in einer vielfältigen Landwirtschaft und Welternährung – die Hand in Hand mit echtem Klima- und Umweltschutz geht”, fasst Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000 zusammen.
Kontakt GLOBAL 2000: Selina Englmayr
Kontakt FIAN: Tina Wirnsberger