Fallarbeit in Kambodscha: Dokumentation zum globalen Mikrofinanzsektor

Finanzwende Recherche hat eine neue Dokumentation zum globalen Mikrofinanzsektor veröffentlicht. Auch der Fall Kambodscha wird beleuchtet.

Foto: FIAN

Das neue Video von Finanzwende Recherche betont die Dringlichkeit einer Reform des Mikrofinanzsektors, da wissenschaftliche Studien gezeigt haben, dass Mikrokredite in den letzten 40 Jahren eher zu einer chronischen Verschuldung der Menschen geführt haben, anstatt Armut zu bekämpfen. Obwohl Mikrokredite zu Beginn als Allheilmittel gefeiert wurden, entwickelte sich der Sektor in den letzten 20 Jahren von gemeinnützigen Organisationen zu profitorientierten Akteuren. Tatsächlich sind heute 75% der Mikrokreditunternehmen auf Profit ausgerichtet, was aufgrund des Mangels an Verbraucherschutzgesetzen zu wiederholten Menschenrechtsverletzungen führt. Eang Vuthy, Leiter der Menschenrechtsorganisation Equitable Cambodia, fordert, Verbraucherschutzgesetze in den Mittelpunkt zu stellen und definiert eine Reform des Sektors als notwendig, um die eigentliche Funktion von Mikrokrediten, nämlich die der Armutsbekämpfung, gewährleisten zu können. 

Mikrokredite in Kambodscha

Kambodscha hat den größten Pro-Kopf-Mikrofinanzsektor der Welt. Die durchschnittliche Kredithöhe beträgt mehr als das Dreifache des jährlichen Durchschnittseinkommens. Der jährliche Zinssatz liegt bei 18%. Hunderttausende sind überschuldet. Da die Kredite häufig mit Landtiteln abgesichert werden, führen Zahlungsschwierigkeiten oftmals zu Landverlust und dem Verlust der Existenzgrundlage. Bis zu 160.000 Menschen haben in den letzten Jahren ihr Land verloren. Kürzlich wurde eine Beschwerde der Organisationen LICADHO, Equitable Cambodia und FIAN Deutschland gegen Oikocredit International, ein sich als ethisch und sozial bezeichnender Investor, eingereicht. Der Grund dafür war u.a., dass Oikocredit trotz der bestätigt negativen Folgen und der enormen Verschuldung in Kambodscha ihre Investitionen im Land weiter erhöhten. 

 

Kontakt: lukas.schmidt@fian.at

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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