Agrarökologie fördern, Frauen stärken

Publikation: Frauen als Protagonistinnen im Kampf gegen Mangel und Hunger. 

Wien, 13.11.2018. Einen Appell an die österreichische Regierung, alternative Ansätze zur agroindustriellen Landwirtschaft – wie jenen der Agrarökologie – national sowie global zu stärken und dabei das Wissen und Potential von Frauen einzubinden, formulieren die internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung, FIAN, die Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs und das entwicklungspolitische Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven, WIDE. „Global betrachtet zeigt sich, dass die agroindustrielle Landwirtschaft nicht in der Lage ist, Hunger und Mangelernährung nachhaltig zu bekämpfen“, so Melanie Oßberger, Referentin für Menschenrechte bei FIAN Österreich. Zugleich sollten Frauen als „Schlüsselakteurinnen“ im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung anerkannt und ihre Rechte konsequent umgesetzt werden. Zudem muss „ein explizites Recht auf angemessene Ernährung für Frauen festgeschrieben werden“, so Miriam Kienesberger, Referentin der Aktion Familienfasttag der kfbö, „denn Frauen haben in vielen Teilen der Welt aufgrund von Mehrfachdiskriminierungen nur einen eingeschränkten Zugang zu Nahrung“.

Im Ernährungssystem spielen Frauen weltweit eine tragende Rolle, aber ihr Zugang zu gesunder Ernährung ist eingeschränkt, „weil patriarchale Machtstrukturen und Menschenrechtsverstöße durch Konzerne das Recht von Frauen auf Nahrung untergraben“, so FIAN, WIDE und Aktion Familienfasttag in einer soeben erschienen gemeinsamen Publikation mit dem Titel „Frauen als Protagonistinnen im Kampf gegen Mangel und Hunger“. In vielen Gesellschaften dieser Welt hätten Frauen nur über Männer Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Technologie, Bildung und Krediten. Und die Dominanz von Großkonzernen verstärke ihre fehlende Autonomie. Dabei sind es Frauen, die in erster Linie zuständig sind für die Ernährung ihrer Familien und weltweit vielfach auch Pionierinnen in der Entwicklung und Durchsetzung von landwirtschaftlichen Praktiken, die eine Alternative zur Agroindustrie darstellen.

El Salvador: ökonomische Unabhängigkeit durch Agrarökologie

Bei einer Podiumsdiskussion von FIAN, WIDE und Aktion Familienfasttag der kfbö am 13. November in Wien (18 – 20 Uhr, Spiegelgasse 3, 1010 Wien, Saal „Mezzanin“) wird Alina Menjivar aus El Salvador diese Zusammenhänge aus eigener Erfahrung reflektieren. Als Mitarbeiterin der kfbö-Partnerorganisation „La Colectiva“ berichtet die studierte Verwaltungs- und Gender-Expertin über die Umsetzung von agrarökologischen Ansätzen mit Frauen im Bezirk Suchitoto. Ziel des Projektes ist es, einen konkreten Beitrag zu Ernährungssouveränität zu leisten. „Frauen in El Salvador tragen viel zur landwirtschaftlichen Produktion bei, werden aber in der patriarchal geprägten Gesellschaft nur wenig anerkannt und gefördert“, so Menjivar.

„La Colectiva“ unterstützt Kleinbäuerinnen, sich mit ihrer Rolle und ihren Rechten auseinanderzusetzen, natürliche Ressourcen zu schützen und agrarökologisch zu wirtschaften. In El Salvador haben Frauen nur zu 14 Prozent Anteil am Landbesitz, kaum Zugang zu Krediten, der Klimawandel führt zu schwindenden Wasserressourcen und der Einsatz von Chemikalien verstärkt die Folgen der klimatischen Veränderungen noch zusätzlich. Die 80 Produzentinnen, mit denen „La Colectiva“ arbeitet, befassen sich mit traditionellen lokalen landwirtschaftlichen Methoden unter Nutzung organischer Mittel wie Insekten, Pflanzen und Mikro-Organismen und schaffen so ein nachhaltiges, agrarökologisches Produktionsmodell.

Wie agrarökologische Praktiken aussehen können und wie sie auch in der europäischen und österreichischen Landwirtschaftspolitik und Entwicklungszusammenarbeit verankert werden können, wird des weiteren Thema der Podiumsdiskussion am 13. November sein. Am Podium neben Alina Menjivar: Michaela Schwaiger, Abteilungsleiterin im österreichischen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und spezifisch mit Fragen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU betraut; Maria-Waltraud-Rabitsch, Fachreferentin für Armutsminderung, Ländliche Entwicklung und Dezentralisierung der Austrian Development Agency (ADA); Irmi Salzer, Referentin für Agrarpolitik des österreichischen Europaparlamentariers Thomas Waitz und Expertin zu Fragen der GAP und kleinbäuerlichen Landwirtschaft sowie Franziskus Forster, Öffentlichkeitsarbeit bei ÖBV-Via Campesina Austria und Experte für Agrarökologie.

Publikation "Frauen als Protagonistinnen im Kampf gegen Mangel und Hunger" 
Podiumsdiskussion "Landwirtschaft in Frauenhand"

Rückfragen:
FIAN Österreich, Mag.a Melanie Oßberger
01/2350239-11, melanie.ossberger@fian.at
FIAN-Presseverteiler abonnieren: https://fian.at/de/presse/

Katholische Frauenbewegung Österreichs, Mag.a Elisabeth Ohnemus; Pressereferentin
elisabeth.ohnemus@kfb.at
 

Partizipative Prozesse und deren Einfluss in der Ernährungswende

Partizipative Prozesse ermöglichen es unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen eine Stimme zu geben. Im Frühjahr 2022 hat FIAN Österreich gemeinsam mit den europäischen Sektionen in Belgien, Portugal, Schweden und FIAN International, sowie der Organisation Observatori Desc eine Kartierung (Mapping) gestartet, um Beispiele für partizipative Prozesse zu erforschen, die nachhaltige Lebensmittelsysteme fördern. 

Gute Wertschöpfung auf kleinen Höfen!

Als Teil unseres COACH Projekts lernen wir gemeinsam mit Kleinbäuer:innen, Ernährungsräten und lokalen Strukturen der öffentlichen Verwaltung, wie wir nachhaltige Lebensmittelsysteme stärken und faire Agrar- und Lebensmittelketten durch innovative Methoden unterstützen können. Ende Februar organisierten wir ein Tagesseminar, in dem wir mit 50 Kleinbäuer:innen über Strategien sprachen, um kleine und mittelgroße Höfe so zu bewirtschaften, dass sie als Kleinbäuer:innen ein gutes Leben haben. Unsere Inputgeberin, Michaela Jancsy, erzählt im Interview wie sie ihren Gemüsebetrieb führt.

nach oben