In den vergangenen zwei Jahrzehnten florierten „Multi-Stakeholder"-Partnerschaften und –Plattformen. Der private Sektor, insbesondere transnationale Unternehmen und Philanthropen wie die Gates-Stiftung, gelten in diesem Kontext als „Schlüsselakteure". Wie beeinflusst diese aufkommende Neigung zu "Multi-Stakeholder"-Modellen die Politik und die Gestaltung nationaler Agenden? Was sind die Auswirkungen auf UN-Organisationen und Regierungen die im öffentlichen Interesse versuchen zu regulieren? Und nicht zuletzt, welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Fähigkeit der Menschen, ihre legitimen Rechte einzufordern?
Die neue Forschungsstudie „When the SUN casts a shadow" (Wenn die Sonne einen Schatten wirft) von FIAN International, IBFAN und SID untersucht den Fall von Scaling up Nutrition (SUN) - eine 2010 gegründete Multi-Stakeholder-Initiative, deren erklärte Mission es ist, „die Unterernährung in all ihren Formen zu beenden". Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass SUN nicht die Lebensbedingungen der am stärksten von Hunger und Unterernährung betroffenen Menschen zum Besseren verändert, sondern ihre Situation der Vulnerabilität und Marginalisierung sogar noch verschlechtern- und zusätzliche Menschenrechtsrisiken schaffen könnte.
Im Ernährungssystem spielen Frauen eine tragende Rolle und sind zugleich Betroffene schwerwiegender Diskriminierung. Trotz ihrer wichtigen Rolle in Anbau, Verarbeitung und Lagerung von Nahrungsmitteln sind über 60 Prozent der weltweit von Nährstoffmangel betroffenen Menschen weiblich, und das überwiegend am Land. Ihr Zugang zu gesunder Ernährung ist eingeschränkt, denn patriarchale Machtstrukturen und Menschenrechtsverstöße durch Konzerne untergraben ihr Recht auf Nahrung. Die Stärkung ihrer politischen Teilhabe und ökonomischen Rechte muss im Zentrum von Entwicklungsstrategien und Landwirtschaftspolitik stehen, sollen Hunger und Mangelernährung nachhaltig überwunden werden.
Die dritte Ausgabe aus der Reihe "Think Piece Series Food for Thought" beschäftigt sich mit dem Einfluss von Städteboom und Urbanisierung auf die Zukunft des Ernährungssystems.
Nachdem in der Vorgänger-Ausgabe bereits das Potenzial von public policies untersucht wurde, geht es dieses Mal darum, wie städtische Politik zu Ernährungssouveranität, also zum Recht von Menschen, selbst über ihre Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme zu bestimmen, beitragen kann. Es wird vorgestellt, wie menschenrechtsbasierte soziale Bewegungen und in der Gemeinschaft verankerte Organisationen dafür Raum in der Kommunalpolitik europäischer Städte erkämpft haben und welche Lehren andere Aktivisten und sozialen Bewegungen daraus ziehen können, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen.
Die Reihe “Think Piece Series Food for Thought” ist ein gemeinsames Projekt von Transnational Institute, FIAN International, Hands on the Land und Terra Nuova.
Unter der zunehmend industrialisierten und konzentrierten Landwirtschaft leiden vor allem Kleinbäuer*innen im Globalen Süden. Ihnen bleibt immer öfter der Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Land, Wasser und vor allem Saatgut verwehrt. Dabei könnten gerade Kleinbäuer*innen zu der Diversität beitragen, die es braucht, um Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen.
Das Konzept der Agrarökologie stellt der konzerndominierten Realität ein demokratisches und umweltfreundliches Modell entgegen. In dieser Ausgabe des FOODFirst-Magazins stellen wir den Ansatz vor und zeigen auf, welche Chance er für die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung hat.
Darüber hinaus berichten wir unter anderem über den Stand unserer Projekte in Uganda und Sierra Leone sowie über neue Entwicklungen bei der UN-Deklaration für kleinbäuerliche Rechte und dem TNC-Treaty zu Wirtschaft und Menschenrechten. Aus der nationalen Arbeit steht FIANs Engagement in der Armutskonferenz im Mittelpunkt dieser Ausgabe.
Die Ausgabe ist leider vergriffen und daher nur noch online verfügbar.
Ein neuer Bericht enthüllt, wie Unternehmen und Regierungen in Westafrika aktiv auf kommerzielles Saatgut drängen. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Ernährung und Rechte der Menschen.
In Westafrika stammt mehr als 80% des von bäuerlichen Gemeinschaften genutzten Saatguts von traditionellen Arten und Sorten. Die Samen werden nach den üblichen Gepflogenheiten ausgewählt, gespeichert, verwendet und ausgetauscht. Trotz der Gewährleistung vielfältiger Nahrungsmittelsysteme und Rechte der ländlichen Bevölkerung durch traditionelle Praxen im Umgang mit Saatgut, werden diese Systeme angegriffen: Regierungen, Unternehmen und Entwicklungsorganisationen fördern proaktiv kommerzielles Saatgut und Rechte an geistigem Eigentum.
Ein neuer Bericht, des Global Network for the Right to Food and Nutrition und der Global Convergence of Land and Water Struggles – Westafrika, beschreibt die Mechanismen einer forcierten Transformation hin zu Landwirtschaft und Ernährungssystemen, die den Interessen der Wirtschaft dienen. Auf der Grundlage von Gesprächen mit mehr als 400 Bauern und Bäuerinnen in Burkina Faso zeigt der Bericht die tiefgreifenden Auswirkungen der Einführung von kommerziellem Saatgut auf das Leben der Bauerngemeinschaften. Diese reichen vom Verlust von bäuerlichen Sorten über mehr externe Input-abhängige Landwirtschaftsmodelle bis hin zu weniger abwechslungsreichen Diäten.
Da die Politik vielerorts, die Hauptgründe für die anhaltende Nahrungsmittelkrise ignoriert, hat FIAN International die Bemühungen verstärkt, die Ursachen der Mangelernährung in den Mittelpunkt zu rücken und die Mobilisierung in der Zivilgesellschaft zu fördern. Neben der Unterstützung von marginalisierten Gemeinschaften im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, unterstützte FIAN auch weiterhin das Engagement der Zivilgesellschaft und der sozialen Bewegungen in globalen Prozessen der Ernährungspolitik, wie dem Committee on World Food Security.
Ein besorgniserregender Trend der vergangenen Jahre ist die "Finanzialisierung" von Land. Ackerland wird mehr und mehr zu einem Renditeobjekt. Dieser Trend lässt sich zum Beispiel anhand des Falls in der Region MATOPIBA in Brasilien verdeutlichen, der auch im Jahresbericht besprochen wird. Lesen Sie im Jahresbericht, womit sich das weltweite FIAN-Netzwerk 2017 alles beschäftigt hat
Nur mit Vielfalt kann Hunger und Mangelernährung beendet werden. Agrarökologie verbessert die Ernährung, denn größere Vielfalt im Anbau bedeutet auch eine größere Vielfalt auf dem Teller. Agrarökologie ist die Grundlage für die Überwindung der industriellen Landwirtschaft. Der ganzheitliche Ansatz rückt die kleinbäuerliche Landwirtschaft ins Zentrum. Er steigert die Produktivität und schützt das Klima. Durch bäuerliche Partizipation werden innovative Methoden entwickelt, um die Welt nachhaltig zu ernähren. Eine Vielzahl an Beispielen aus aller Welt veranschaulichen das Potenzial von Agrarökologie und dessen ganzheitlichen Charakter.
Frei nach dem Motto „Arme bekämpfen statt Armut“ werden derzeit in Österreich politische Kampagnen gefahren, um soziale Errungenschaften abzubauen und Bezieher*innen von sozialstaatlicher Unterstützung an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Sie werden zu Bittsteller*innen degradiert und nicht als Rechtsinhaber*innen gesehen. Soziale Missstände sind nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern in vielen Fällen auch eine Verletzung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte. Die Menschenrechte dienen schließlich dazu, Personen gegen Unterdrückung von Staaten zu schützen. Unterdrückung entsteht auch, wenn in einem Staat Menschen sozial benachteiligt werden - sei dies durch den Staat selbst oder die Gesellschaft als Ganzes. Es geht um das Verhindern staatlicher oder privater Willkür bei der Verteilung (knapper) Ressourcen und um den Schutz der Menschenwürde.
Im FOOD-First Schwerpunkt „Soziale Rechte“ schauen wir, wie es um diese Rechte in Österreich bestellt ist und stellen FIANs Arbeit in der österreichischen Armutskonferenz vor.
Des Weiteren warten in dieser Ausgabe Neuigkeiten aus Brasilien (Seite 8), ein Artikel zu Corporate Capture in Mexiko (Seite 10) und ein Bericht der erfolgreichen FIAN-Sommerakademie (Seite 15) auf Sie.
Neue Studie von FIAN Österreich deckt auf: Einfluss von Konzernen auf Regierungen und UN-Institutionen im Bereich Mangelernährung wächst rapide.
Was auf unseren Tellern landet, wird zunehmend durch transnationale Konzerne beeinflusst. Transnationale Konzerne sind die Global Player im Spiel um unsere Ressourcen und Ernährung. FIAN deckt Allianzen von Regierungen und Konzernen auf, die die Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit künstlichen Vitaminen und Mineralstoffen – auch mit Hilfe von Gentechnik – im Globalen Süden propagieren. Die Fallbeispiele in der Studie bringen ans Licht: Unternehmen wie Monsanto, Nestle oder Unilever sichern sich unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Mangelernährung satte Gewinne auf Kosten unserer Gesundheit und Umwelt. Dabei erlangen sie zunehmend Einfluss auf Regierungsprogramme sowie einflussreiche UN-Gremien. Damit wird ein unabhängiger, globaler Diskurs zu Ernährung durch Profitinteressen untergraben. Mangelernährung wird dadurch nicht bekämpft, sondern verstärkt.
Was auf unseren Tellern landet, wird zunehmend durch transnationale Konzerne beeinflusst. Sie sind die Global Player im Spiel um unsere Ressourcen und Ernährung. Besonders perfide ist, dass sie sich Gewinne auf Kosten kleinbäuerlicher Existenzen, der Gesundheit und Umwelt unter dem Deckmantel der Hungerbekämpfung sichern. Dabei gewinnen sie zunehmend Einfluss auf Regierungsprogramme sowie UN-Gremien. So werden Investmentfonds zu Akteuren der Entwicklungshilfe und Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Coca Cola verschreiben sich angeblich dem Kampf gegen Mangelernährung. Mit diesen erschreckenden Entwicklungen befasst sich der Schwerpunkt dieser Ausgabe.
Angesichts dieser Entwicklungen, ist der Einsatz für das Recht auf Nahrung umso wichtiger geworden. Menschenrechtsarbeit braucht einen langen Atem und Kontinuität. Daher freuen wir uns, auch von einigen Erfolgen auf dem Weg zu einer Welt frei von Hunger berichten zu können: Das EU-Parlament erkennt die Landkonzentration in Europa als Problem an, sowie dass die gemeinsame europäische Agrarpolitik dazu beiträgt (Seite 8). Österreich will sich an der Sitzung der UN-Arbeitsgruppe zur Erklärung für die Rechte von Kleinbäuer*innen einbringen (Seite 9) und Österreich hat im Rahmen des UPR-Verfahren am Menschenrechtsrat in Genf zumindest einen Teil der Vorschläge von FIAN Brasilien und dem Indigenenrat CIMI sowie eine konkrete Empfehlung zu Rechten von Indigenen in seinem Statement aufgenommen (Seite 11).
Die März-Ausgabe der "Struggle for the Right to Food and Nutrition" Serie untersucht, wie die Diskriminierung von Frauen dazu führt, dass sie die größte Gruppe unter den an Hunger leidenden Menschen sind und welche Auswirkungen diese Diskriminierung auf das ganze Lebensmittelsystem hat.
Mangel- und Unterernährung verursachen fast die Hälfte der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren, das sind 3,1 Millionen pro Jahr. Nach jüngsten Schätzungen ist jedes vierte Kind weltweit in seiner Entwicklung gehemmt aufgrund von unzureichender Nahrungsversorgung und 66 Millionen der Grundschüler*innen im Globalen Süden gehen hungrig zur Schule!
Diese Bedingungen sind das Ergebnis der fehlenden oder ineffizienten Sozialpolitik des Staates, das Fehlen von Beschäftigungsmöglichkeiten und die Diskriminierung von Frauen. Die Nicht-Verwirklichung ihres Rechts auf angemessene Nahrung, verhindert auch, dass Kinder ihre Grundrechte, einschließlich das Recht auf Bildung, wahrnehmen können. Dies ist ein Teufelskreis, der nicht nur lebensbedrohlich ist, sondern auch Armut zementiert.
Was sind die erforderlichen Ansätze und Maßnahmen, um einen angemessenen Schutz für Kinder zu gewährleisten? Muss man auf die Verabschiedung einer allgemeinen Bemerkung zum Recht der Kinder auf Nahrung und Ernährung hinarbeiten?
Das FOODFirst zum Schwerpunkt Mangelernährung mit Artikeln Frauenrechte und Mangelernährung sowie einem Interview mit Xaviera Cabada von „El Poder del Consumidor A. C.“, einer mexikanischen Bürgerrechtsorganisation für die Rechte von Verbraucher_innen. Außerdem mit spannende Artikel über soziale Rechte in Österreich, die Situation der indigenen Guaranì-Kaiowà in Brasilien und ein Kurzbericht über unsere Klausur im Burgenland.
Rund zwei Milliarden Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder im Globalen Süden, leiden an Mangelernährung. Sie haben nicht ausreichend Zugang zu nährstoffreicher, vielfältiger Nahrung. Aktuell ist die Antwort der Politik darauf, die künstliche Anreicherung von Nahrungsmitteln mit Nährstoffen zu fördern – auch unter Zuhilfenahme von Gentechnik. Dafür gehen Regierungen umstrittene Allianzen mit transnationalen Konzernen ein.
Lesen Sie mehr über die umstrittenen Allianzen, die strukturellen Ursachen für Mangelernährung und welche Rolle das Recht auf Nahrung im Kampf gegen Mangelernährung hat in unserem Folder.
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