NGO-Bündnis fordert: Umfassende Neuorientierung der Agrartreibstoffpolitik

Einmischen statt Beimischen Mit etwas Verspätung ist nun auch Umweltminister Berlakovich in Sachen Agrotreibstoff-Beimischung der neuen EU-Linie gefolgt. Das Netzwerk Agrotreibstoffe verbucht das vorläufige Aussetzen der E10 Einführung in Österreich als einen wichtigen Etappensieg. Damit wurden Teilforderungen einer laufenden Petition an das österreichische Parlament erfüllt. In der heutigen Pressekonferenz warnt das NGO-Bündnis aber davor, nun aus Unwissenheit und Ignoranz weitere Fehler zu begehen.

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Die negativen Auswirkungen des Agrotreibstoffbooms in Entwicklungsländern werden ein Aussetzen von E10 in Österreich und auch der vorliegende Gesetzesentwurf kaum stoppen. „Zum Überleben brauchen Menschen Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf. Genau diese Lebensgrundlagen werden durch die Produktion von Agrotreibstoffen in den Entwicklungsländern gefährdet. Regierungen vergeben fruchtbares Land an multinationale Konzerne und enteignen jene, die dieses Land seit Generationen bewirtschaften. Menschen verlieren ihre Häuser und den Zugang zu Trinkwasser.“ fasst Anna Maria Hirtenfelder, Agrartreibstoffexpertin der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, ihre Eindrücke einer Fact Finding Mission in Kolumbien Anfang September dieses Jahres zusammen.
 

Agrotreibstoffe bleiben aus ökologischer Sicht bedenklich und bringen keine Klimaentlastung


Auch gegen die von der EU als Hoffnungsträger angepriesenen Agrotreibstoffe der zweiten Generation bestehen ökologische Bedenken. „Greenpeace warnt vor übertriebenen Erwartungen an die jetzt in den Vordergrund rückende Biotreibstoffe der zweiten Generation: Man kann nicht unbeschränkt Stroh oder andere Reststoffen aus der Land- und Forstwirtschaft einsetzen, ohne dass dies negative Konsequenzen für den Boden hätte. Wenn die EU wirklich etwas tun will, um die Emissionen aus dem Verkehr zu verringern, sollte sie den Vorschlag des französischen Premierministers Ayrault unterstützen, binnen zehn Jahren den 2-Liter-Standard bei Neuwagen zu erreichen", so Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof.
 

Das Netzwerk Agrotreibstoffe bleibt „Watch Dog“ der ökologischen, sozialen und menschenrechtlich problematischen Folgen einer nicht durchdachten Energiepolitik


„Das Netzwerk Agrotreibstoffe ist froh über das erstmalige Eingeständnis der Europäischen Kommission, dass es einen Konflikt zwischen Teller und Tank bzw. einen fragwürdigen Klimanutzen von Agrotreibstoffen gibt. Zu bedauern ist jedoch, dass nach wie vor einige wichtige klimarelevante Effekte nicht berücksichtigt werden sollen. Aber auch damit ist es noch längst nicht getan: Agrotreibstoffe führen zu Vertreibungen von Menschen von ihrem Land und Sklavenarbeit auf Plantagen in Entwicklungsländern. Die EU muss auch diese verheerenden sozialen und menschenrechtlichen Folgen bedenken.“, meint Sigrun Zwanzger vom Welthaus Diözese Graz-Seckau.
 

Netzwerk Agrotreibstoffe – www.agrotreibstoffe.net. Ein Bündnis von Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar, FIAN, Plattform Footprint, GLOBAL 2000, Greenpeace, Grüne Bäuerinnen und Bauern, HORIZONT3000, Katholische Aktion Wien, Klimabündnis, KOO, Naturfreunde, ÖBV Via Campesina, SOL, Südwind, Umweltbeauftragte der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs, Die Umweltberatung, VCÖ, Welthaus Graz, Welthaus Wien, WIDE.

 

Fototext (foto: Herret/Abdruck honorarfrei): Netzwerk Agrotreibstoffe fordert: Umfassende Neuorientierung der Agrartreibstoffpolitik statt Kampf zwischen Teller und Tank

 

Informationen und Terminvereinbarung bei:
Dreikönigsaktion, Christian Herret , A-1160 Wien, Wilhelminenstraße 91/II f

Tel: 01/481 09 91-36, Mobil: 0676/88011 1071, Mail: herret@dka.at

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

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