Land für Menschen, nicht für Profite!

Globaler Aktionstag Wien, 17.4.2012 – Am internationalen Tag des kleinbäuerlichen Widerstands unterstützt FIAN Millionen von LebensmittelproduzentInnen in ihrem Kampf um Land. Im November 2011 wurde in Nyéléni, Mali eine Globale Allianz gegen Land Grabbing gründet und ein weltweiter Aktionstag gegen Landraub für den 17. April 2012 ausgerufen. Aktuelle Schätzungen sprechen von über 200 Millionen Hektar Ackerland, die sich seit 2000 vor allem die Privatwirtschaft angeeignet hat.

Finanzinstitutionen wollen Land-Debatte diktieren

Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Weltbank von 23.-26. April eine Konferenz zum Thema „Armut und Land“. Die Konferenz ist dominiert von „philanthropischen“ Investmentfirmen und der Creme de la Creme der Entwicklungshilfe, die Land in Afrika und anderswo privatisieren wollen, um Investoren den Zugriff zu erleichtern. Anstatt die höchst problematische Rolle der Privatwirtschaft inklusive Banken zu thematisieren, werden neue Modelle von Landtransfers diskutiert und Wege gesucht, noch mehr Geld der Privatwirtschaft zu mobilisieren.

 

„Wer Land nutzen darf und wer davon profitieren soll, darf nicht von einer Bank entschieden werden“, so Roman Herre von FIAN Deutschland. „Diese Diskussionen müssen demokratischere Foren wie der Welternährungsausschusses zusammen mit den Betroffenen, also den Kleinbauern, Indigenen und Landlosen, führen. Geschieht dies nicht, verletzt das menschenrechtliche Grundprinzipien“, so Herre.

 

Agrarreformen – Aktiv Zugang zu Land schaffen

Seit den 90er Jahren nimmt die Weltbank mit ihrer „marktgestützten Landreform“ der gerechten Umverteilung von Land beispielsweise in Südafrika und den Philippinen den Wind aus den Segeln. Sie verhindert so, dass arme ländliche Gruppen Zugang zu Land bekommen. „Agrarreformen müssen in erster Linie arme und von Hunger bedrohte Bevölkerungsgruppen begünstigen und so zur Gewährleistung des Rechts auf Nahrung beitragen,“ so Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich. Vertreibungen, Landraub, Landarmut und die fehlende Umsetzung von Landreformen sind die häufigsten Formen der Verletzung des Menschenrechts auf Nahrung. „Menschenrechte müssen die Grundlage jeder Landpolitik und ländlicher Entwicklung bilden und die Teilhabe marginalisierter ländlicher Gruppen muss aktiv gefördert werden,“ so Reisenberger.

 

Im Rahmen des globalen Aktionstag wird heute auch in Wien ein Stück Land in Jedlersdorf besetzt - von einer Gruppe Landloser, BäuerInnen, zukünftiger BäuerInnen und Menschen, die sich die Kontrolle über die Produktion der Lebensmittel wieder aneignen wollen. „Wir wollen auch in Wien diesen Tag nutzen, nicht nur um die Thematik Zugang zu Land hier und global zu diskutieren- wir wollen uns auch ganz konkret Zugang zu Land verschaffen, indem wir uns ein Stück brachliegendes Land aneignen und beginnen es mit Leben zu füllen und zu bewirtschaften“, so die InitiatorInnen.

 

FIAN unterstützt im Rahmen der 1999 mit dem globalen BäuerInnennetzwerk La Via Campesina ins Leben gerufene Agrarreformkampagne. Auch in dem in Nyéléni, Mali erarbeiteten Aktionsplan gegen Land Grabbing wurde die Forderung nach einer echten Agrarreform bestärkt, auch durch die Unterstützung von Landbesetzungen, um Gemeingüter zurückzugewinnen.

 
FIAN ist eine internationale Menschenrechtsorganisation und sieht Agrarreformen als ein Mittel zur Durchsetzung des Rechts auf Nahrung.

 

Rückfragehinweis:

Brigitte Reisenberger, FIAN Österreich brigitte.reisenberger[at]fian.at 01 23 50 239 11


Tag des kleinbäuerlichen Widerstands:

 17. April 1996: Etwa 1.500 Menschen blockieren in Eldorado dos Carajas im Norden Brasiliens im Kampf um Landrechte eine Landstraße. 150 Polizisten umzingeln die DemonstrantInnen und feuern wahllos in die Menge. 19 AktivistInnen der Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) sterben. Bis heute wurde kein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen. Mitglieder von La Via Campesina in Mexiko, wo am selben Tag 1996 eine internationale Konferenz abgehalten wurde, antworteten spontan mit einem Marsch auf die brasilianische Botschaft und riefen den 17. April zum internationalen Tag des Widerstands gegen die Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung aus.

 

Aktuelle Informationen zur Landbesetzung in Wien: http://17april.blogsport.eu/

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

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