Europaparlament: Resolution verurteilt Gewalt am indigenen Volk der Guaraní-Kaiowá in Brasilien

Wien/Brüssel, 1.12.2016 - FIAN Österreich und die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar begrüßen die Entschließung des Europaparlaments vom 24. November zur Lage der Guaraní-Kaiowá im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Mit der Resolution wurden Menschenrechtsverletzungen gegen die Guaraní-Kaiowá nun auf europäischer Ebene offiziell verurteilt, darunter die dramatische Ernährungssituation und die fehlende Demarkierung indigener Territorien. Wörtlich heißt es in der Entschließung: „Das Europaparlament verurteilt mit Nachdruck die Gewalthandlungen gegen die indigenen Gemeinschaften Brasiliens und beklagt die Armut und die schlechte Menschenrechtslage der Bevölkerungsgruppe Guaraní-Kaiowá in Mato Grosso do Sul.

Darüber hinaus kritisiert das Europaparlament eine geplante Verfassungsänderung (PEC 215), die bereits erzielte Fortschritte zugunsten indigener Völker sowie zum Schutz bedrohter Ökosysteme gefährden würde. Zudem betont das Europaparlament die Verantwortung der Agrarindustrie sowie der Holz-, Bergbau- und Energiewirtschaft, nicht zur Verletzung von Menschen- und Umweltrechten beizutragen.

„Mit der Resolution beklagt das Europaparlament nicht nur die besorgniserregende Situation indigener Gemeinschaften, sondern kritisiert auch die Beteiligung des Agrobusiness an den akuten Menschenrechtsverletzungen. Das Europaparlament richtet darüber hinaus einen Appell an die Institutionen der EU und deren Mitgliedsstaaten sowie an den brasilianischen Staat, Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Dass die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber der Handelspolitik den Vorrang haben muss, droht immer wieder in Vergessenheit zu geraten", so Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich. Das Europaparlament forderte die EU und ihre Mitgliedsstaaten explizit dazu auf, diesbezügliche Klauseln in allen handelspolitischen Abkommen zu verankern.

„Wir freuen uns über die solidarische Unterstützung, die das Europaparlament als moralische Instanz der EU den indigenen Völkern Brasiliens durch die Entschließung in einer wirklich dramatischen Situation zukommen lässt. In den politischen Umwälzungen in Brasilien drohen die indigenen Völker erneut zu Verlierern zu werden. Hier ist ein internationaler Aufschrei dringend nötig!“, so Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion.

 

Hintergründe

Text der Entschließung

Die Lage der indigenen Völker in Brasilien verschlechtert sich zusehends. Die Guaraní-Kaiowá sind ein tragisches Beispiel dafür. Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul sind sie immer öfter offener Gewalt ausgesetzt. Allein im Jahr 2014 wurden 138 Angehörige indigener Völker ermordet.

Das Parlament beruft sich in der Entschließung unter anderem auf Forschungsergebnisse von FIAN Brazil und des Indigenenrats der brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI), wonach 42 Prozent der Guaraní-Kaiowá unter chronischer Unterernährung leiden.785 Kinder unter 5 Jahren starben aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen und mangelhafter medizinischer Versorgung.

Die UN-Sonderberichterstatterin für indigene Rechte, Victoria Tauli-Corpuz, ist im März dieses Jahres nach Brasilien gereist und hat im September dem UN-Menschenrechtsrat in Genf ihren Bericht vorgelegt.

FIAN und CIMI haben im September eine Delegation der Guaraní-Kaiowá nach Europa eingeladen. FIAN und die Dreikönigsaktion haben die Delegation auch bei Terminen mit österreichischen EU-Parlamentariern und im österreichischen Außenministerium begleitet.

Die Österreichische Bischofskonferenz hat in ihrer Herbsttagung ebenfalls eine Solidaritätserklärung mit den indigenen Völkern Brasiliens verabschiedet.

Weitere Informationen zu Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Guaraní-Kaiowá.

Fotomaterial: https://www.flickr.com/photos/fian_international/albums/72157671658825804 und https://www.flickr.com/photos/fianoesterreich/albums/72157674713258475

 

Kontakt/Rückfragen

Brigitte Reisenberger, FIAN Österreich, 0699 18330033, brigitte.reisenberger@fian.at
Christian Herret, Dreikönigsaktion, 0676 880111071, christian.herret@dka.at   

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

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