Tag des kleinbäuerlichen Widerstands: Rechte von Kleinbäuer*innen endlich umsetzen!

Anlässlich des Internationalen Tags des kleinbäuerlichen Widerstands am 17. April fordert die Menschenrechtsorganisation FIAN Österreich die Bundesregierung auf, die UN-Erklärung der Rechte von Kleinbäuer*innen und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten (kurz: UN-Erklärung) konsequent umzusetzen.

Vertreibungen und Diskriminierungen ländlicher Gemeinden stellen wesentliche Ursachen für den weltweit überdurchschnittlichen Hunger unter kleinbäuerlichen Familien dar. Die UN-Erklärung, die im Dezember 2018 von der UN-Vollversammlung angenommen wurde, ist eine Antwort auf diese anhaltenden Menschenrechtsverletzungen. Von den weltweit geschätzten 570 Millionen Bauernhöfen bewirtschaften 475 Millionen eine Fläche von weniger als zwei Hektar. Kleinbäuer*innen produzieren weltweit 70 Prozent der Nahrungsmittel. Obwohl sie 84 Prozent aller Bauernhöfe betreiben, verfügen sie nur über 12 Prozent des Agrarlands. „Mit Unterstützung der Politik macht die Agrarindustrie Kleinbäuer*innen zunehmend den Zugang zu Land, Wasser und Saatgut streitig. Die UN-Erklärung stärkt dagegen deren Rechte auf diese Ressourcen“, erläutert Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich. „Zur Sicherung der Welternährung muss die Bundesregierung ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen und die UN-Erklärung konsequent in allen Politikbereichen umsetzen“, so Reisenberger. Österreich hatte sich bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung enthalten, die große Mehrheit der Partnerländer im Globalen Süden stimmte jedoch für die Erklärung.

Seit Beginn dieses Jahrtausends dokumentieren die internationale Kleinbäuer*innen- bewegung La Via Campesina und FIAN systematische Menschenrechtsverletzungen kleinbäuerlicher Gemeinschaften. Zu Landvertreibungen, Entzug des Zugangs zu Wasser und bäuerlichem Saatgut und der Kriminalisierung bäuerlicher Protestbewegungen kommen nun noch die Folgen des Klimawandels hinzu. „Anstelle der Ausweitung der ressourcenintensiven Massenproduktion in Monokulturen benötigen wir eine Förderung agrarökologischer Ansätze, die schonend mit natürlichen Ressourcen umgehen und Treibhausgasemissionen in allen Schritten vom Anbau bis zur Vermarktung vermeiden“, fordert Reisenberger „Dazu ist die Stärkung der Rechte von Kleinbäuer*innen sowie ihre Teilhabe an politischen Entscheidungen nötig, wie sie in der UN-Erklärung formuliert sind".


Rückfragehinweis:
FIAN Österreich, Brigitte Reisenberger, brigitte.reisenberger@fian.at, 01 23 50 23 9 13
 

Hintergrundinformationen:

UN-Erklärung der Rechte von Kleinbauern und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten
• Zur Größe der globalen Landfläche, die von Kleinbäuer*innen bewirtschaftet wird:
Lowder SK, Skoet J, Raney T. The number, size, and distribution of farms, smallholder farms, and family farms worldwide. World Dev 2016; (S. 26)
FIAN-Hintergrundinformationen zur UN-Erklärung

17. April - Tag des kleinbäuerlichen Widerstands
Am 17. April solidarisieren sich weltweit Menschen mit den lokalen und globalen Kämpfen von La Via Campesina, einer weltweit organisierten Bewegung der Bauern, ländlichen Bevölkerung, Landlosen und Indigenen. Hintergrund ist die Ermordung von 19 Aktivisten der Landlosenbewegung MST (Movimiento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) durch die brasilianische Polizei am 17.04.1996. La Via Campesina rief den 17. April zum internationalen Tag des Widerstands und der Aktion gegen alle Formen von Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung aus.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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