Gewalt & Vertreibung:
Brasilianische Aktivist_innen berichten über die schwierige Lage des indigenen Volks der Guarani-Kaiowá.
Die Guarani-Kaiowá im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul kämpfen seit Jahrzehnten für die Durchsetzung ihrer von der brasilianischen Verfassung garantierten Landrechte. Im Zuge der Ausbreitung des Zuckerrohr-, Mais- und Sojaanbaues sowie der Rinderzucht seit den 1970er Jahren wurden sie immer mehr von ihren Territorien vertrieben. Die landwirtschaftliche Mechanisierung und die Rodung der Wälder schränken den Lebensraum der Guarani-Kaiowa weiter ein. Zusätzlich zerstören die Monokulturen und die eingesetzten Pestizide die Biodiversität und damit die Lebensgrundlage der Indigenen. Der Verlust ihres Lebensraumes bedeutet eine Verletzung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte.
In den letzten Jahren spitzte sich die Situation dramatisch zu. Während die Guaraní-Kaiowá von der jeweiligen Regierung mit Versprechungen ruhig gestellt wurden, sichern die jetzigen Landbesitzer ihre Positionen durch Einfluss auf die Entscheidungsträger_innen sowie mit Hilfe privater Milizen ab. Wiederholt kam es zu gewalttätigen Angriffen gegen die Guaraní-Kaiowá Außerdem verzögern sich die Landzulassungsverfahren, weil es keinen auseichenden Zugang zu Gerichten gibt. Hinzukommt, dass die Regierung plant, die indigenen Landrechte durch Gesetzesänderungen aufzuweichen.
Delegation unterwegs in Europa
Inmitten dieses besorgniserregenden politischen Klimas in Brasilien sind Vertreter_innen der Guarani-Kaiowá und unterstützende Organisationen derzeit in Europa unterwegs. Denn diese zunehmenden Spannungen bedeuten einen massiven sozialpolitischen Rückschritt gegenüber den indigenen Gemeinden in Mato Grosso do Sul. Drei Wochen lang besucht die Delegation sechs europäische Länder, um das Bewusstsein für ihre dramatische Situation sowie den politischen Druck zu erhöhen. Die Tour umfasst auch das UN-Hauptquartier in Genf, die EU-Institutionen in Brüssel sowie Treffen mit hochrangigen Politiker_innenin Berlin und Göteborg. Zwei Personen der Delegiertengruppe werden auch nach Österreich reisen: Elizeu Lopes vom indigenen Volk der Guaraní-Kaiowá und Flávio Vicente Machado vom Indigenenrat CIMI kommen Ende September auf Einladung von FIAN Österreich und der Dreikönigsaktion nach Wien. Die beiden werden neben hochrangigen Politiker_innen auch Vertreter_innen bäuerlicher Bewegungen, umwelt- und entwicklungspolitischen sowie Menschenrechtsorganisationen treffen, um sich über Strategien und Erfahrungen auszutauschen.
UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte der indigenen Völker prangert Zunahme von Gewalt an
Zeitlich könnte dieser Besuch nicht passender sein. Auf der 33. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates (UNHRC) am 20. September in Genf, stellte die UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte der indigenen Völker, Victoria Tauli-Corpuz, den Bericht ihrer Brasilienreise vor. Sie besuchte auf Ersuchen der Guarani-Kaiowa die Indigenen in Mato Grosso do Sul im März diesen Jahres. Sie ist zutiefst besorgt und verurteilte auf schärfste die Eskalation der Gewalt sowie de Rückschritt im Schutz der Gemeinden. Der Bericht befasst sich mit verschiedenen indigenen Gemeinschaften in Brasilien, weist aber vor allem auf die zunehmende Gewalt in Mato Grosso do Sul hin.