Brasilien – Vergiftungen, Landgrabbing und Wassermangel

Eine internationale Delegation unter Beteiligung von FIAN dokumentiert im Nordosten Brasiliens ein verheerendes Ausmaß von agrochemischen Verschmutzungen, Wassermangel und Landraub.

Eine Delegation aus 30 Menschenrechts-, Entwicklungs-, und LandexpertInnen dokumentiert derzeit im Nordosten Brasiliens umfassende Schäden durch Soja-Monokulturen und Landgrabbing. Die von der „Caravana Matopiba“ angehörten Betroffenen in den Gemeinden Melancias, Baixão Fechado, Sete Lagoas, Brejo das Meninas und Santa Fé berichten von Wasserknappheit, Abholzungen, Pestizid-Verschmutzungen und schweren Gesundheitsschäden. Landräuber - in Brasilien als grileiros bekannt - holzen die Vegetation ab, fälschen Landtitel und verkaufen große Flächen an Agrarfirmen. Das Team fand bei allen Besuchen im Süden des Bundesstaates Piauí klare Anzeichen dafür, dass die zunehmenden Umweltschäden die Rechte auf Nahrung, Wasser und Gesundheit verletzen.

Stimmen von Betroffenen

Herr Juarez, Sprecher der Gemeinde Melancias, berichtete, dass die auf den Plantagen eingesetzten Pestizide zur Regenzeit direkt in den Fluss gespült werden. Hierdurch kann das Wasser aus dem Fluss nicht mehr genutzt werden. Pestizide werden auch mit Flugzeugen über den Plantagen versprüht und gefährden dadurch die anliegenden Gemeinden. Der gesunkene Grundwasserspiegel beeinträchtigt die Ernte, zum Beispiel der Buriti-Palmen, welche die Gemeinden für die Herstellung vielfältiger Produkte nutzen. 

Die Anwesenheit von Großgrundbesitzern, Landgrabbern und Milizen zieht sich spürbar durch die gesamte Region. Gemeindemitglieder werden fortwährend eingeschüchtert und gezwungen, ihr Land zu Dumpingpreisen zu verkaufen. Viele Familien ziehen in die Favelas großer Städte. In Sete Lagoas kam es erst kürzlich zu zehn Fällen massiver Einschüchterung durch die Firma Damha, die den „Sicherheitsdienst“ für die grileiros organisiert.

Fehlender Schutz

Der brasilianische Staat versagt beim Schutz der Gemeinden, der Landrechte sowie bei der Bereitstellung öffentlicher Güter wie Elektrizität und Wasser. Flavio Valente von FIAN International erklärt: „Der brasilianische Staat war nicht nur komplett abwesend, wenn es um den Schutz ländlicher Gemeinden vor Plünderungen durch Landgrabber geht. Durch die Begünstigung der Agrarindustrie ist er viel mehr selbst verstrickt in kriminelle Geschäfte. Dies führte zu einer Welle von inakzeptabler Gewalt an der lokalen Bevölkerung und völliger Straflosigkeit.“

Agrarkonzerne, die in der Region operieren, erhalten auch Gelder von Pensionskassen aus den USA, Kanada, Schweden, den Niederlanden und Deutschland. Die Delegation fordert die genannten Staaten auf, ihren extraterritorialen Pflichten nachzukommen. Pensionskassen dürften nicht in Geschäfte investieren, die zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung führen.

In Teresina und Bom Jesus wurden öffentliche Anhörungen durchgeführt. Ein vorläufiger Bericht wurde den brasilianischen Behörden übergeben. Die Karawane wird die Zeugenaussagen und die Ergebnisse der Recherche heute bei einer Pressekonferenz und einer weiteren öffentlichen Anhörung in Brasilia vorstellen.

Presseanfragen bitte an: delrey(ät)fian.org
Verfolgen Sie die Mission in den sozialen Netzwerken unter #BrazilLandGrab und #CaravanaMatopiba

Die Delegation wird von FIAN International, Rede Social de Justiça e Direitos Humanos, FIAN Brazil und der Comissão Pastoral da Terra (CPT) Piauí organisiert. Zu den Unterstützern gehören: Action Aid International und Brazil, Aidenvironment; Cáritas Regional do Piauí; CPT Nacional; Escola de Formação Paulo de Tarso (EFPT - PI); Federação dos Agricultores Familiares (FAF); Federação dos Trabalhadores Rurais na Agricultura (FETAG-PI); HEKS/EPER International Institute of Social Studies; La Via Campesina International and CLOC- La Via Campesina, Maryknoll, Paróquia de Santa Filomena, Instituto Comradio do Brasil; Sindicato dos Trabalhadores Rurais de Santa Filomena; Vara e Procuradoria Agrária - PI, PROGEIA (Santa Filomena), sowie die FIAN-Sektionen in Deutschland, den Niederlanden und Schweden.

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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