Biosprit in Sierra Leone: Nachhaltig ist nur das Leiden der Betroffenen

FIAN Österreich veröffentlicht zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen eine neue Studie zum Biospritanbau in Sierra Leone. Sie zeigt auf, dass die Menschen vor Ort weiterhin unter den Folgen des vermeintlichen „Vorzeigeprojekts“ leiden.


Betroffene leiden seit Jahren unter vermeintlichem „Vorzeigeprojekt“

Am Anfang stand das Versprechen, durch den Anbau von Bioethanol Arbeitsplätze und eine Perspektive für die lokale Bevölkerung zu schaffen. Doch dieses Versprechen löste sich in Luft auf: Während die Menschen gezwungen waren ihr Land aufzugeben, wurden weit weniger Arbeitsplätze geschaffen als angekündigt. Besonders Frauen waren von Landverlust, Arbeitslosigkeit und Ernährungsunsicherheit betroffen. Bereits 2015 stand das Projekt kurz vor dem Aus. Daraufhin zogen sich acht internationale und europäische Entwicklungsbanken, darunter die Österreichische Entwicklungsbank OeEB, aus dem Projekt zurück. Mittlerweile wurde das Projekt mehrmals von unterschiedlichen Unternehmen übernommen,derzeit leitet es der Konzern Lanka Orix Leasing Company aus Sri Lanka. Weiterhin haben die Menschen keinen Zugang zu ausreichend fruchtbarem Land, um sich zu ernähren.

„Sierra Leone ist kein Einzelfall. Landgrabbing nimmt in Afrika seit 20 Jahren drastisch zu. Die damit einhergehenden Folgen wie Landgrabbing, Vertreibung der ansässigen Bäuer*innen und Enteignungen führen zu Menschenrechtsverletzungen und Nichteinhalten von Umweltstandards“, erklärt Lukas Schmidt, Geschäftsleiter von FIAN Österreich.

Seit Corona ist die Situation wieder prekärer

Zuletzt berichtete SiLNoRF (Sierra Leone Network on the Right to Food) in ihrem Monitoring Bericht 2020 über die Verschärfung der Ernährungsunsicherheit in der Region. Obwohl das Land momentan nicht von dem Unternehmen genutzt wird, ist den Dorfbewohner*innen der Zugang nicht erlaubt. Aufgrund von Corona wurden die Arbeiter*innen entlassen und die Produktion wieder zurückgefahren. Arbeiter*innen wurden nicht entschädigt und ihre Hoffnung auf ein Einkommen durch die Fabrik und eine positive Entwicklung in der Region ist wieder gestorben.

Fall in WSK-Parallelbericht aufgenommen

Auch im Rahmen des zivilgesellschaftlichen Berichts über die Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Rechte und die damit verbundenen extraterritorialen Staatenpflichten Österreichs berichtete FIAN im Verbund mit zahlreichen österreichischen Nichtregierungsorganisationen über den Fall. „Im Rahmen des Berichts wird die OeEB dazu aufgefordert, menschenrechtliche Folgenabschätzung konsequent durchzuführen sowie klare Exit-Strategien in von ihr finanzierten Projekten zu definieren. Landaneignungen und Spekulationen auf Kosten der Menschenrechte müssen vom österreichischen Staat verhindert werden“, so Lukas Schmidt.

Studie: The Case of Addax Bioenergy in Sierra Leone

Zivilgesellschaftlicher Bericht über die Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Rechte und die damit verbundenen extraterritorialen Staatenpflichten Österreichs

Kontakt: lukas.schmidt@fian.at

 

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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