Historisches UN-Abkommen für Unternehmensverantwortung kommt voran

Starke Beteiligung an Verhandlungen zum verbindlichen Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechte. Österreich als Mitglied des Menschenrechtsrats hat große Verantwortung.

Genf/Wien - 19.10.2019. Gestern Abend ist bei der UNO in Genf die fünfte Verhandlungsrunde (14. - 18. Oktober) zu einem verbindlichen Abkommen für Unternehmensverantwortung („UN-Treaty“) erfolgreich zu Ende gegangen. Knapp 60 Staaten und über hundert VertreterInnen der Zivilgesellschaft diskutierten den Vertragsentwurf, darunter auch 5 VertreterInnen der Treaty Alliance Österreich, einem Zusammenschluss österreichischer zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich für die verbindliche Regulierung von Großkonzernen einsetzen. FIAN ist Mitglied dieses Zusammenschlusses.

Teilnahme der EU positiv zu bewerten

Aktuell wurde eine neue Version des Vertragsentwurfs diskutiert, der wesentliche Verbesserungen bringt und einige Kompromissvorschläge in Richtung EU enthält. "Die Staaten haben ihr Bekenntnis, dass es sich um einen wichtigen, zwischenstaatlichen Prozess handelt, erneuert. Sie waren zahlreich vertreten und haben sich aktiv eingebracht. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", so Ana Maria Suarez, Menschenrechtsanwältin und FIAN-Vertreterin vor Ort. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die EU im Frühjahr noch eine Teilnahme ablehnte. Nun hat sie sich zumindest an den Verhandlungen beteiligt und ihre Position eingebracht.

Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten in Genf haben zum Ziel, dass Menschenrechtsverstöße von Konzernen entlang der Wertschöpfungskette verhindert bzw. sanktioniert werden. Dabei geht es ua. um Vertreibungen von KleinbäuerInnen und Indigenen, Verfolgung von GewerkschafterInnen und AktivistInnen, Untergrabung von ArbeitnehmerInnenrechten und grobe Umweltschäden im Ausland, an denen immer wieder transnationale Konzerne aus Europa und anderswo beteiligt sind. Meist bleiben die Konzerne straffrei – diese Lücke will das UN-Treaty schließen.

Österreichs Verantwortung für Menschenrechte

Einige Mitgliedsstaaten wie Spanien und Frankreich haben das Wort ergriffen und ihre Unterstützung für den UN-Prozess deklariert. Seitens Österreich unterstützt man zwar das EU-Mandat, mehr Einsatz für die Menschenrechte wäre aber angebracht, denn Österreich hat genauso wie die EU die Verhandlungen von Beginn an erschwert. Nach den UN-Verhandlungen wird sich die Treaty Alliance Österreich an die AkteurInnen in der österreichischen Regierung wenden und sicher stellen, dass eine klare Unterstützung des UN-Vertrags ins Regierungsprogramm aufgenommen wird. "Wir fordern die neue Bundesregierung auf, Menschenrechte vor Profite zu stellen. Gerade als neues Mitglied des Menschenrechtsrates der UN hat Österreich hier eine besondere Verantwortung“, so Melanie Oßberger, Geschäftsleiterin von FIAN Österreich abschließend.


Weitere Informationen unter: https://fian.at/de/themen/konzernregulierung
Fotos der Fotoaktion „Rechte für Menschen-Regeln für Konzerne“ vor Beginn der Verhandlungen unter: www.flickr.com/photos/184904131@N04/

Rückfragen: Melanie Oßberger, FIAN Österreich, 012350239-11, melanie.ossberger@fian.at

"Die Agrarreform bleibt ein unerfülltes Versprechen"

Die vorherrschende Meinung sieht drei Hauptgründe für die anhaltenden Ernährungsprobleme: die Covid-Pandemie, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Klimawandel. Joseph Purugganan hingegen bezeichnet die globale Ernährungskrise als Folge der industriellen Landwirtschaft. Purugganan koordiniert das Philippinen-Programm von Focus on the Global South. Die Organisation ist eng verbunden mit sozialen Bewegungen in Asien und entwickelt Konzepte für einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel.

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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