Anführerinnen der Guarani-Kaiowá: Europa muss Mitverantwortung übernehmen

Vertreterinnen von „Kuñangue Aty Guasu“ , der Frauenorganisation der Guarani-Kaiowá, auf Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Foto: FIAN

Die Lage der Guarani-Kaiowá im brasilianischen Bundesstaat Mato-Grosso do Sul spitzt sich aufgrund Präsident Bolsonaros politischen Programms der systematischen Demontage indigener Institutionen und Rechte weiter zu. Zwei Vertreterinnen der Frauenorganisation „Kuñangue Aty Guasu“ der Guarani-Kaiowá, die 2006 ins Leben gerufen wurde, machen auf einer Reise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz auf den seit über 40 Jahren anhaltenden Kampf um ihr Land aufmerksam.

Europas Verantwortung als Handelspartner der brasilianischen Regierung

Im Juni und Juli dieses Jahres zeigten die zwei Anführerinnen der Kuñangue Aty Guasu, Alenir Ximendes und Janete Ferreir, auf Einladung von FIAN International und Abá e.V., bei ihrer Tour im deutschprachigen Raum die sich verschärfenden Herausforderungen der Guarani-Kaiowá auf. Im Gespräch mit NGOs, Politiker*innen und Institutionen beleuchteten sie insbesondere die Mitverantwortung europäischer Staaten an den Menschenrechtsverletzungen gegen die indigene Bevölkerung Brasiliens in ihrer Rolle als wichtige Importeure von Agrarrohstoffen und Sitz multinationaler Agrarkonzerne. Zudem stehen europäische Agrochemie-Unternehmen in der Kritik, Pestizide und Fungizide nach Brasilien zu exportieren, die aufgrund ihrer fatalen Auswirkungen auf Natur und Gesundheit am europäischen Markt nicht mehr verkauft werden dürfen.

Unter dem Motto „Das Land ist unser Leben, unsere Identität, unser Erbe“ thematisierten Ximendes und Ferreir sowohl Menschenrechts- als auch Umweltverletzungen in Brasilien und wiesen auf die besondere Verbindung der Guarani-Kaiowá zu Land und ihre traditionelle naturverbundene Lebensart hin. Guarani-Kaiowá sind regelmäßig gewalttätigen Übergriffen und Misshandlungen ausgesetzt und erfahren in staatlichen und öffentlichen Institutionen Diskriminierung. So werden Guarani-Frauen immer öfter als „Eindringlinge“ porträtiert und erfahren in Folge dessen beispielsweise in Krankenhäusern Ablehnung und Anfeindungen.

Guarani-Kaiowá wehren sich gegen Raub ihrer politischen Rechte

Die Anführerinnen fordern infrastrukturelle Reformen wie den Ausbau der Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Seit den Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen wird einem Großteil der Guarani-Kaiowá nach wie vor ihr Recht auf Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung häufig verwehrt.

Ximendes und Ferreir betonten im Zuge ihrer Europareise eindringlich, dass die indigenen Völker Brasiliens jeglicher politischer Rechte beraubt werden und sich nur sehr vereinzelt Repräsentant*innen in der Regierung finden, die sich für die Rechte Indigener und Kleinbäuer*innen stark machen. Obgleich die Guarani-Kaiowá gemeinsam mit anderen mutig für ihre Rechte eintreten, ist auch nach zahlreichen Demonstrationen, Protesten und Gesprächen mit Regierungsmitgliedern sei keine Verbesserung der Situation in Sicht.

Die beiden Vertreterinnen der Kuñangue Aty Guasu fordern die europäischen Staaten auf, Mitverantwortung zu übernehmen, die Menschenrechtsverletzungen in Brasilien anzuerkennen und in Zukunft ausbeuterische agroindustrielle Interessen und korrupter Politk abzulehnen. FIAN unterstützt die Guarani-Kaiowá in ihrem Kampf um die Einhaltung der Menschenrechte und dem Schutz ihrer kleinbäuerlichen und indigenen Lebensweise.

Nepal: FIAN erstreitet Landrechte, Wasserzugang und Lohngerechtigkeit

Im Jahr 2015 wurde das Recht auf Nahrung in die neue Verfassung von Nepal aufgenommen. Dieser Erfolg war auf das Engagement der Zivilgesellschaft unter der Leitung von FIAN Nepal zurückzuführen. Auch auf lokaler und regionaler Ebene ist FIAN in dem südasiatischen Land sehr aktiv. In vielen Fällen konnten ländliche Gemeinden unterstützt, Landtitel erstritten und das Recht auf Wasser gesichert werden. Hier eine Auswahl der Erfolge, die durch die Arbeit von FIAN erzielt werden konnten.

UN-Sozialausschuss: Frauen im ländlichen Raum fordern Klimagerechtigkeit und ein Ende der Umweltzerstörung in Honduras

In dieser Woche wird der Staat Honduras in Genf Fragen des UN-Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESCR) zu seiner Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte beantworten. Außerdem wird ein informeller Dialog mit der Zivilgesellschaft stattfinden, um die Ausschussmitglieder über die Menschenrechtslage im Land zu informieren.

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