COVID-19 und die weltweit ergriffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung dieser Pandemie verschärfen bestehende Menschenrechtsverletzungen und strukturelle Ungleichheiten im globalen Ernährungs- und Agrarsystem. Kleinbäuerliche Lebensmittelproduzent*innen und andere ländliche Gruppen wie Erntehelfer*innen, Menschen, die zugunsten agroindustrieller Konzerne ihres Landes beraubt wurden und bereits von Armut und Hunger betroffene Bevölkerung, insbesondere Frauen*, trifft diese Krise in vielfacher Weise besonders hart. Die Krise hat auch gezeigt, wie instabil das industrielle Ernährungssystem ist und sichtbar gemacht, dass eine Ernährungswende dringend notwendig ist: Weg von Agrobusiness und Supermärkten, hin zu resilienten, umweltschonenden, kleinstrukturierten Anbausystemen wie etwa der Agrarökologie und zu mehr Direktvermarktung durch die Produzent*innen. Grundlage für eine menschenrechtsbasierte Antwort auf die Pandemie ist eine Analyse ihrer Auswirkungen mit Blick auf das Recht auf Nahrung (RaN).
In der aktuellen Ausgabe unseres FOODFirst-Magazins beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf das Recht auf Nahrung. Die Maßnahmen gegen die COVID-19 Pandemie lassen innerhalb von kürzester Zeit die Armuts- und Hungerzahlen explodieren. Besonders hart trifft es kleinbäuerliche Familien im Globalen Süden. Wir berichten von den strukturellen Ursachen von globalem Hunger und warum diese sich im Kontext der COVID-19 Pandemie besonders zeigen. Anhand der Situation in Indien wird dies in einem weiteren Beitrag anhand eines Beispiels deutlich gemacht. Die Auswirkungen der Maßnahmen gegen die COVID-19 Pandemie haben aber auch in Österreich die Einkommenssituation vieler Menschen verschlechtert. Soziale Rechte geraten dadurch verstärkt unter Druck. Wir haben mit Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf soziale Einrichtungen gesprochen. Außerdem mit dabei: Berichte aus der Fallarbeit zu Brasilien, Uganda, Sambia und Kambodscha.
In zwei Monitoring-Berichten über die Auswirkungen von COVID-19 auf das Menschenrecht auf Nahrung warnt FIAN vor einer drohenden Nahrungsmittelkrise. In der Pandemie treten nicht nur die Mängel unserer Gesundheits- und Sozialsysteme am deutlichsten zutage, sie verschärft auch die strukturellen Ursachen von Hunger und Mangelernährung. FIAN zeigt auf, wie die Auswirkungen der Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckung die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen verstärken, die den Menschen den Zugang zu angemessener Nahrung verwehren. Auch wenn die sich abzeichnende Ernährungskrise durch COVID-19 ausgelöst wurde, finden sich ihre Grundlagen in jahrzehntelanger neoliberaler Politik und Praxis sowie einem industriellen Ernährungssystem, das auf Ausbeutung von Mensch und Natur basiert. Die Berichte machen deutlich, dass nicht nur gezielte Maßnahmen erforderlich sind, um dieser Pandemie zu begegnen, sondern auch eine öffentliche Politik, die grundlegend die Art und Weise verändert, wie unsere Gesellschaften organisiert sind und das Wirtschaftssystem funktioniert. Vom Schutz der wichtigsten Nahrungsmittellieferant*innen der Welt, der Bauern und Bäuerinnen und anderer Landarbeiter*innen, bis hin zur Gewährleistung maßgeschneiderter Mechanismen zum Schutz der am stärksten ausgegrenzten Menschen stellt FIAN auch eine Reihe von Maßnahmen vor, die das Leben von Millionen Menschen in dieser drohenden Nahrungsmittelkrise wesentlich verbessern können.
Der von FIAN International erstellte Monitoring-Bericht zeigt, dass die Auswirkungen der Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckung die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen verstärken, die den Menschen den Zugang zu angemessener Nahrung verwehren. Diejenigen, die sich aufgrund ihres niedrigen sozioökonomischen Status, Rassismus, Sexismus und anderer Arten von Diskriminierung bereits in einer Situation der Marginalisierung und Vulnerabilität befinden, sind einem höheren Risiko der Ernährungsunsicherheit ausgesetzt.
Auch wenn die sich abzeichnende Nahrungsmittelkrise durch COVID-19 und die zur Eindämmung der Krankheit ergriffenen Präventivmaßnahmen ausgelöst wurde, findet sie ihre Grundlagen in jahrzehntelanger neoliberaler Politik und Praxis, die Ungleichheit und Diskriminierung verschärft haben. Aus diesem Grund, so argumentiert der Bericht, sind nicht nur gezielte Maßnahmen erforderlich, um dieser Pandemie zu begegnen, sondern auch eine öffentliche Politik, die die Art und Weise, wie unsere Gesellschaften organisiert sind und das Wirtschaftssystem funktioniert, grundlegend verändert. Wir können einfach nicht zur Normalität zurückkehren.
Der vorläufige Monitoring-Bericht über die Auswirkungen von COVID-19 auf das Menschenrecht auf Nahrung und Ernährung listet die schrecklichen Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf das Leben der Menschen auf und zeigt lokale und nationale Reaktionen auf die Krise, auch von Basisgemeinschaften und sozialen Bewegungen, die andernorts als Inspiration dienen können. Auf der Grundlage dieser vorläufigen Erkenntnisse und der strukturellen Ursachen von Hunger und Unterernährung gibt FIAN International eine Reihe von Empfehlungen für Regierungen auf der ganzen Welt.
Nur mit Vielfalt kann Hunger und Mangelernährung beendet werden. Agrarökologie verbessert die Ernährung, denn größere Vielfalt im Anbau bedeutet auch eine größere Vielfalt auf dem Teller. Agrarökologie ist die Grundlage für die Überwindung der industriellen Landwirtschaft. Der ganzheitliche Ansatz rückt die kleinbäuerliche Landwirtschaft ins Zentrum. Er steigert die Produktivität und schützt das Klima. Durch bäuerliche Partizipation werden innovative Methoden entwickelt, um die Welt nachhaltig zu ernähren. Eine Vielzahl an Beispielen aus aller Welt veranschaulichen das Potenzial von Agrarökologie und dessen ganzheitlichen Charakter.
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