Menschenrechte vor Profite - UN-Verhandlungen zu Wirtschaft und Menschenrechte starten heute

Heute starten die Verhandlungen zum Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechte im UN- Menschenrechtsrat in Genf, dem Österreich seit Freitag als gewähltes Mitglied angehört. „Wir gratulieren Österreich zur Aufnahme in den UN-Menschenrechtsrat für die Periode 2019-2021", so Melanie Oßberger von FIAN, der Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung, "und gehen davon aus, dass die österreichische Regierung die damit einhergehende Verantwortung, den weltweiten Schutz der Menschenrechte, ernst nehmen wird". Ein konstruktives Einbringen im Sinne der Menschenrechte in die heute startenden Verhandlungen wäre ein wichtiger Schritt. Vor allem weil Österreich als EU-Vorsitzland eine doppelte Verantwortung und die einmalige Chance hat, diesbezüglich auf die weiteren EU-Länder einzuwirken.

Zivilgesellschaft fordert Wiedergutmachung für Betroffene von Menschenrechtsverstößen
Zahlreiche VertreterInnen der österreichischen und globalen Zivilgesellschaft sind heute in Genf vor Ort. Sie demonstrieren ihre Solidarität mit den Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen aus der ganzen Welt und fordern eine konstruktive Zusammenarbeit der Staaten, um die bestehende de-facto-Straffreiheit für Konzerne zu beenden. Das Abkommen zu Menschenrechte und Wirtschaft sieht vor, internationale Konzerne in Zukunft für Menschenrechtsverstöße und Umweltschäden zur Verantwortung zu ziehen. Viele europäische Staaten nahmen in der Vergangenheit aber eine abwartende bzw. blockierende Haltung gegenüber verbindlichen Regeln für Konzerne ein. „Damit ignorieren sie die Tatsache, dass transnationale Konzerne aus Europa immer wieder in Fälle von Menschenrechtsverstößen in Entwicklungsländern involviert sind. Die Betroffenen dieser Fälle sehen sich mit gravierenden Folgen, Hunger und Armut, konfrontiert und haben trotzdem kaum Aussicht auf Wiedergutmachung“, erklärt Oßberger.

Konzerne müssen für ungesetzliches Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden
Denn die rechtliche Lage erschwert es, transnationale Konzerne für Menschenrechtsverstöße im Ausland zu belangen. Das zu verhandelnde Abkommen soll Klarheit schaffen, Sorgfaltspflicht in der Wertschöpfungskette für Konzerne festschreiben und Betroffenen Zugang zu Wiedergutmachung ermöglichen. Der Prozess zur Erarbeitung wurde 2014 im Menschenrechtsrat gestartet. Neben der Zivilgesellschaft – u.a. zahlreiche Verbände Betroffener – fordern sowohl das europäische Parlament als auch die Kirche, ArbeitnehmerInnen-Verbände und eine Reihe namhafter Expertinnen die EU- Staaten zur konstruktiven Beteiligung im Sinne der Menschenrechte auf. "Die breite Unterstützung sollte von den EU-Staaten als das gedeutet werden, was es ist: ein globaler Konsens darüber, dass Menschenrechte über Profiten stehen müssen. Die Zeit ist reif, Konzerne für ungesetzliches Verhalten endlich in die Schranken zu weisen", so Oßberger.

 

Kontakt:
Mag. Melanie Oßberger
Projektkoordinatorin FIAN Österreich
melanie.ossberger@fian.at

 

Weiterführende Informationen:
Infoblatt der österreichischen Mitglieder der Treaty Allianz
Offizielle Dokumente der UN-Arbeitsgruppe
Einschätzungen zum seit Juli vorliegendem Zero Draft (erster Entwurf des UN-Abkommens)
Bericht zur von Konzernen gekaperten Gesetzgebung in der EU
EU-Parlamentsresolution
Aufruf der europäischen Bischofskonferenz
Offener Brief von WissenschafterInnen
EGB Positionspapier

 

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

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