Machtkonzentration auf dem Saatgutmarkt bedroht das Recht auf Nahrung

Neu erschienener Right to Food and Nutrition Watch bestätigt: Saatgut muss in den Händen der Bevölkerung bleiben, um weltweite Ernährung zu sichern.

Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober sowie der Fusionsvereinbarung der beiden Saatgut- und Chemie-Giganten Bayer und Monsanto, warnen FIAN Österreich und Brot für die Welt vor den negativen Konsequenzen für Bauern und Bäuerinnen weltweit.

Kaum ein Markt ist jetzt schon so konzentriert wie der globale Agrarmarkt. Nur sechs Firmen (Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont, Dow und BASF) kontrollieren bereits 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und über 60 Prozent des Saatgutmarktes. 

Diese Markt- und damit Machtkonzentration droht sich auszuweiten. Neben Bayer – Monsanto denken auch andere Konzerne, beispielsweise DuPont und Dow sowie ChemChina und Syngenta, über Zusammenschlüsse nach. „Wir befürchten, dass Bauern und Bäuerinnen den Preis für die Fusionen bezahlen. Preissteigerungen beim Saatgut werden letztendlich Lebensmittelproduzierenden in armen Weltregionen am meisten schaden“, warnt Dagmar Lassmann, Leiterin von Brot für die Welt Österreich.

„Der Zugang zu Saatgut ist die Grundlage der Ernährung. Dass Bäuerinnen und Bauern die Kontrolle über ihr Saatgut haben, ist eine zentrale Voraussetzung für die Sicherung des Menschenrechts auf Nahrung", betont Brigitte Reisenberger, Geschäftsleitung von FIAN Österreich. „Jahrtausende lang haben Kleinbauern und Kleinbäuerinnen sowie indigene Gemeinschaften ihr Saatgut bewahrt, kultiviert, getauscht und verkauft. Heute werden sie zunehmend durch Gesetze eingeschränkt. Politische Rahmenbedingungen müssen ermöglichen, dass sie frei und unabhängig über ihr Saatgut bestimmen können“, ergänzt Bischof Bünker, Schirmherr von Brot für die Welt Österreich.

Die massive Kontrolle ganzer Wertschöpfungsketten durch Konzerne, reduziert die Artenvielfalt. Der Verlust an Biodiversität bedroht die Umwelt und steigert Mangelernährung. „Wir dürfen die Welternährung nicht in die Hände eines neuen Agrargiganten legen, der genmanipuliertes Saatgut und korrespondierende Pestizide im Kombi-Pack verkauft. Solche Megazusammenschlüsse müssen unterbunden werden. Damit ist das Menschenrecht auf Nahrung in Gefahr und keine zukunftsfähige Landwirtschaft möglich“, so Reisenberger weiter.

Der diesjährige ‚Right to Food and Nutrition Watch‘ erscheint am 13. Oktober zum Thema ‚Keeping Seeds in Peoples’ Hands‘. Er analysiert, wie sich die zunehmende Kontrolle von Konzernen über Saatgut und andere natürliche Ressourcen auf unsere Ernährung auswirkt.

Right to Food and Nutrition Watch

Der Right to Food and Nutrition Watch ist ein zivilgesellschaftliches Instrument, das die Politik überwacht und Ungerechtigkeit im Ernährungssystem benennt. Er erscheint 2016 zum 9. Mal in Englisch, Französisch und Spanisch und wird von einem internationalen Konsortium aus Fachorganisationen und Netzwerken herausgegeben.

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Rückfragen

Brigitte Reisenberger, Geschäftsleitung FIAN Österreich

Tel: (+43)  1 - 2350239-13, Mobil: (+43)699 183 30 033

E-Mail: brigitte.reisenberger@fian.at Web: www.fian.at

 

Brot für die Welt

Roberta Rastl-Kircher, Diakonie Österreich & Brot für die Welt, Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Mobil: (+43) 664 314 93 95

E-Mail: roberta.rastl@diakonie.at. Web: www.brot-fuer-die-welt.at, www.diakonie.at

 

Oikocredit: Mediation über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor ohne Einigung

Am 24.1. scheiterte die Mediation zwischen des drei NGOs und Oikocredit. Die Mediation war nach einer OECD-Beschwerde bei der niederländischen Nationalen Kontaktstelle (NKS) im Dezember 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor eingeleitet worden. Die drei NGOs FIAN Deutschland, Euqitable Cambodia und LICADHO haben dazu eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. 

Sri Lanka-Nahrungskrise und Sparprogramme

Eine der jüngsten und zugleich sehr aktiven FIAN-Sektionen befindet sich in Sri Lanka. Das südasiatische Land wurde im vergangenen Jahr von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert, mit verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Viele Haushalte haben sich verschuldet, um die steigenden Preise für Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoffe zahlen zu können. FIAN Sri Lanka setzt sich für die Rechte von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischer:innen ein und kooperiert hierbei auch mit Behörden. Sabine Pabst (FIAN International) sprach mit dem Geschäftsführer Thilak Karyawasam und dem Vorstandsvorsitzenden Sathivel Visvalingam.

FIAN-Partner fördern Agrarökologie

Die indonesische Bauerngewerkschaft SPI unterstützt ihre Mitglieder bei der Umstellung auf Agrarökologie. Die steigenden Preise für Düngemittel und Pestizide machen diesen Schritt für mehr und mehr Landwirte attraktiv. FIAN Deutschland-Referent Mathias Pfeifer und FIAN Deutschland-Geschäftsführer Philipp Mimkes besuchten zwei Schulungszentren, in denen der ökologische Anbau, die Eigenproduktion von Düngemitteln sowie Vertriebskonzepte vermittelt werden. Dank hoher Erträge können die Bäuerinnen und Bauern selbst auf kleinsten Parzellen erfolgreich wirtschaften.  

 

Recherchereise in Indonesien: Widerstand gegen Geothermie-Kraftwerk auf der Insel Flores

Anfang März besuchte der FIAN Deutschland-Südostasienreferent indigene Gemeinden auf der Insel Flores. Diese sind von negativen Auswirkungen eines Geothermie-Kraftwerks betroffen, darunter Landkonflikte, Ernteeinbrüche sowie erhöhte Gefahr von Erdrutschen. Das von der deutschen KfW Entwicklungsbank finanzierte Kraftwerk soll nun nochmals erweitert und vergrößert werden. Die indigenen Gemeinden lehnen dies entschieden ab. Ihr Widerstand gegen das Projekt wird mit Einschüchterung und Polizeigewalt beantwortet.

Nepal: FIAN erstreitet Landrechte, Wasserzugang und Lohngerechtigkeit

Im Jahr 2015 wurde das Recht auf Nahrung in die neue Verfassung von Nepal aufgenommen. Dieser Erfolg war auf das Engagement der Zivilgesellschaft unter der Leitung von FIAN Nepal zurückzuführen. Auch auf lokaler und regionaler Ebene ist FIAN in dem südasiatischen Land sehr aktiv. In vielen Fällen konnten ländliche Gemeinden unterstützt, Landtitel erstritten und das Recht auf Wasser gesichert werden. Hier eine Auswahl der Erfolge, die durch die Arbeit von FIAN erzielt werden konnten.

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