Tag des Kleinbäuerlichen Widerstands: Kleinbäuerliche Saatgutsysteme stärken Ernährungssouveränität, Biodiversität und Klimaresilienz

Am Internationalen Tag des Kleinbäuerlichen Widerstands, dem 17. April, schließt FIAN sich den weltweiten bäuerlichen Bewegungen an. Wir weisen auf die anhaltende Unterdrückung von Bäuer*innen, Landarbeiter*innen und indigenen Völkern hin - insbesondere von Frauen, die den größten Teil der Weltbevölkerung ernähren, aber noch wenig Einfluss auf die Ernährungspolitik haben. 

Foto: Mohan Dhamotharan

An wenigen Orten auf der Welt ist dies deutlicher als in Subsahara-Afrika, wo mehr als 60 Prozent der arbeitenden Frauen Kleinbäuer*innen sind. In ganz Afrika produzieren Frauen fast drei Viertel der Nahrungsmittel, aber ihre Rechte werden durch die konzerndominierte industrielle Landwirtschaft ständig untergraben.

Die Regierungspolitik vieler afrikanischer Länder sowie die Handels- und Entwicklungspolitik europäischer Staaten, fördert Hybridsaatgut, das mit kostspieligen jährlichen Anschaffungen verbunden ist, zusammen mit synthetischen Düngemitteln und Pestiziden. Dies drängt Kleinbäuer*innen in eine nicht nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, überträgt Macht und Gewinne auf Unternehmen und schränkt die Rechte von Bäuer*innen und indigenen Völkern ein, ihr Saatgut zu retten, zu verwenden, auszutauschen und zu verkaufen.

Die Kontamination durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und die unrechtmäßige Aneignung und Ausbeutung traditionellen Saatguts durch Systeme des geistigen Eigentums untergraben ebenso die bäuerlichen Saatgutsysteme, wie auch die rasche Zunahme des Einsatzes von Pestiziden . Nur vier Agrochemieunternehmen – Bayer-Monsanto, DowDuPont/Corteva, ChemChina-Syngenta und BASF – kontrollieren mehr als die Hälfte des weltweiten Saatgutmarktes und drei Viertel des weltweiten Pestizidmarktes.

Statt die weitere Monopolisierung zu fördern, sollten die Regierungen die Wiederherstellung und den Schutz bäuerlicher Saatgutsysteme unterstützen, die von Jahr zu Jahr angebaut und geteilt werden, und dabei auf langjährigem Wissen und bäuerlicher Innovation aufbauen, um Widerstandsfähigkeit und Anpassung an die Klimakrise sicherzustellen. Ein Großteil des Saatgutwissens wird von Frauen gehalten, die damit Bewahrerinnen der Biodiversität sind.

In Ermangelung dieser Unterstützung übernehmen Frauen in mehreren afrikanischen Ländern die Kontrolle über ihr Saatgut und lehnen unternehmensgetriebene Modelle ab. Im Norden Benins lehnen ländliche Gemeinden, die regelmäßig von Nahrungsmittelknappheit betroffen sind, kostspieliges und nicht vermehrbares Hybridsaatgut ab. Stattdessen gewinnen sie Samen aus traditionellen Feldfrüchten wie Sorgo und Langbohnen, die jedes Jahr neu ausgesät werden können und sich ständig an sich ändernde klimatische Bedingungen anpassen.

„Als der Monat der Hungersnot kam, hatten diejenigen, die Langbohnen angebaut hatten, Nahrung, um ihre Familien zu ernähren“, sagte eine Frau . „Einige von ihnen hatten sogar genug, um sie an andere zu verkaufen. Dieses Jahr werden wir alle Kuherbsen anbauen, damit wir essen und ein gewisses Einkommen haben können.“

In Zentraluganda gründen Frauengruppen kommunale Samenbanken, um traditionelles Saatgut wiederzugewinnen und zu teilen, und fördern eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft.

Bäuerliche Saatgutsysteme sind ein Schlüsselelement zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung.

"Bäuerliche Saatgutsysteme sind ein Schlüsselelement zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung. Sie bilden die Grundlage für nachhaltige, agrarökologische Anbaumethoden, die Biodiversität erhalten, für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung sorgen und besser an die Auswirkungen der Klimakrise angepasst sind", betont Tina Wirnsberger, FIAN-Referentin für kleinbäuerliche Rechte, Klima und Frauen.

Die österreichische Regierung und die EU müssen mehr tun, um sie zu schützen und sicherzustellen, dass Gesetze über geistiges Eigentum, Zertifizierungssysteme, Saatgutvermarktungsgesetze und Biotechnologiepolitik die Rechte, Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Bäuer*innen und indigenen Völkern respektieren.

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