Wende in den globalen Entscheidungsmechanismen zu Ernährung nötig

OCCUPY THE FOOD SYSTEM! Wien (11.10.2012) – Der „Right to Food and Nutrition Watch 2012“ wurde am Mittwochabend von FIAN Österreich und „Brot für die Welt“ in Wien präsentiert. Der globale Bericht mit dem Titel „Who Decides About Global Food and Nutrition? – Strategies to Regain Control“ zeigt auf, dass es unmöglich ist, die Ursachen des Hungers zu bekämpfen, ohne die bestehenden Machtverhältnisse anzutasten.

„Der Ausschluss von wirtschaftlicher und politischer Entscheidungsmacht und der Verlust der Kontrolle über Nahrung und Ernährung sind zentrale Ursachen von Hunger“, so Mitautor Martin Wolpold-Bosien von FIAN International. Der Bericht hebt hervor wer tatsächlich die Entscheidungsmechanismen und die Politik zu Nahrung und Ernährung kontrolliert. Zahlreiche Beispiele von schweren Verletzungen des Rechts auf Nahrung werden im Report aufgezeigt: Die Beispiele reichen von unangemessenen Nahrungsmittelprogrammen, über spekulative Investitionen in Agrotreibstoffe bis hin zu gewaltsamen Vertreibungen durch Unternehmen oder Regierungsbeamte.

 

Claire Quenum von FLORAISON berichtete über die Situation von Frauen aus dem Dorf Gnita in Togo. „Die Mehrheit der Menschen in unserem Land lebt von der Landwirtschaft. Über die letzten Jahre wurde ihr Zugang zu Land stark von der Ausdehnung des Phosphatbergbaus eingeschränkt.“ Viele Frauen wurden bereits zur Migration in Städte wie Lomé gezwungen. „Einmal in der Stadt, wird durch ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und die Zerstörung ihrer bisherigen Familienstruktur ihr Recht auf Nahrung der Frauen weiter gefährdet“, so Quenum.

 

Die EU und ihre Agroindustrie geben vor die Welt ernähren zu wollen. Karin Ulmer aus Brüssel, Politikreferentin bei APRODEV, fordert einen neuen Kurswechsel: „Die EU sollte einen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung leisten indem sie die eigenen Konsummuster ändert und ihren ökologischen Fußabdruck reduziert“, hält Ulmer fest. „Um die Forderung des Rechts auf Nahrung für alle umzusetzen, könnte die EU Vorreiterin bei agroökologischen Innovationen und der Forschung sein, die zur Reduzierung von Armut, zur Regenerierung von natürlichen Ressourcen, zur Artenvielfalt und zum Schutz von lokalen Bauernmärkten beiträgt.“

 

Auf internationaler Ebene wurde mit der Reform des Committee on World Food Security eine innovative Art von inklusiver Entscheidungsfindung etabliert. Es war ein Durchbruch für jene zivilgesellschaftlichen Gruppen, die traditionellerweise von Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen ausgeschlossen wurden. „Soziale Bewegungen und andere zivilgesellschaftliche Organisationen haben Strategien entwickelt, um die Kontrolle über das Ernährungssystem für die Bevölkerung zurückzugewinnen. Die Zeit ist reif, um in der Ernährungspolitik Raum zu besetzen und für den Vorrang der Menschenrechte zu kämpfen“, so Wolpold-Bosien abschließend.

 

Für weitere Informationen und zum Download des Berichts: www.rtfn-watch.org

Veröffentlicht auf Englisch, Spanisch und Französisch im September 2012

 

Hier zum VIDEO

 

Presserückfragen:

Brigitte Reisenberger FIAN Österreich brigitte.reisenberger@fian.at +43 (0) 1/ 235 02 39–11

Martina Gasser Brot für die Welt

m.gasser@brot-fuer-die-welt.at +43 (0) 1/ 402 67 54–42

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

nach oben