Horn von Afrika: Landraub in der Hungerkrise

Neue Länderstudien veröffentlicht Obwohl Millionen Menschen chronisch hungern, wird fruchtbares Land in Äthiopien und Kenia an ausländische Investor_innen vergeben. Die beiden neu veröffentlichten Dossiers „Landnahme in Kenia“ und „Landnahme in Äthiopien“ stellen Land Grabbing in diesen nahrungsunsicheren Ländern auf den Prüfstand des Menschenrechts auf Nahrung.

Der Befund ist düster: „Land Grabbing verletzt den Kern des Rechts auf Nahrung, indem es landlosen oder landknappen Gemeinschaften Acker- oder Weideflächen vorenthält oder gar entzieht“, so Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich, Autorin der beiden Studien.

Die meisten ländlichen Haushalte Äthiopiens verfügen über ein tägliches Einkommen von weniger als 0,50 US-Dollar. Zirka ein Drittel der bäuerlichen Haushalte bearbeitet weniger als einen halben Hektar Land. Diese Größe reicht nicht aus, um genügend Nahrung für einen durchschnittlichen Haushalt zu produzieren. Anstatt diesen Bevölkerungsgruppen Zugang zu mehr Land zu ermöglichen, hat die äthiopische Regierung im Vorfeld der Hungerkrise finanzträchtigen Investor_innen aus Indien oder Saudi Arabien allein in der Gambella-Region 1,1 Millionen Hektar fruchtbarstes Land angeboten.

Riesige Flächen wurden der lokalen Bevölkerung bereits entrissen und zur exportorientierten Produktion von Reis sowie Palmöl und Zuckerrohr zur Agrartreibstoffproduktion vergeben. „Meist erfuhren die betroffenen Dorfbewohner_innen erst von der Landnahme als die Bulldozer der Investoren anrückten“, so Reisenberger weiter. „Die lokale Bevölkerung kann in vielen Fällen ihren Ärger nicht offen ausdrücken – aus Angst vor Repressionen durch die regionalen Behörden“, so Reisenberger.

Das gepachtete Land ist nur so wertvoll wie die damit verknüpften Wasserrechte, von besonderem Interesse für Investor_innen sind daher Quellgebiete von Flüssen. „Land Grabbing ist zugleich Water Grabbing, denn ohne Wasserzugang sind Investitionen in Land uninteressant, da agro-industrielle Intensivbetriebe besonders stark von Bewässerung abhängig sind“, so Reisenberger weiter. Werden wie so oft Pachtverträge über bis zu 99 Jahre eingegangen, so betreffen diese auch die Verfügbarkeit von Land und Wasser vieler künftiger Generationen von Menschen. „Dabei ist der Zugang zu Land und Wasser Dreh- und Angelpunkt der Frage nach dem Ausweg aus Armut und Hunger und Grundlage zur Durchsetzung des Rechts auf Nahrung“, so Reisenberger abschließend.

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

Kambodscha: Von deutscher Bundesregierung geförderte Studie bestätigt gravierende Probleme im Mikrokreditsektor

Eine vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Studie bestätigt das Problem der weitverbreiteten Überschuldung in Kambodscha durch Mikrokredite. Dieses führt zu einer „bedenklich hohen“ und „nicht akzeptablen“ Zahl von Landverkäufen. Wichtige Geber des kambodschanischen Mikrofinanzsektors sind verschiedene europäische und multinationale Entwicklungsbanken sowie private „ethische“ Investoren wie Oikocredit, Triodos Bank, Invest in Visions, Vision Microfinance und mit kleineren Beträgen die Bank im Bistum Essen und GLS Bank.
 

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