Filmverleihpaket: Die Jagd nach Land - Das globale Geschäft mit fruchtbarem Boden

von Chiara Sambuchi 44:03 Min Deutschland 2012 DE Boden ist ein elementares Gut und seit Menschengedenken Quelle unserer Ernährung. Doch vor allem seit der Wirtschaftskrise 2008 entwickelt sich eine neue, globale Tendenz der Ausbeutung. Nun drängt sich auch Kapital aus der Finanzwelt massiv in Acker- und Grünland, denn Anleger suchen mehr denn je nach Investitionen, die eine sichere Rendite bringen - und Agrarflächen bieten dieses Potenzial.

Nutzbare Flächen haben sich auf der ganzen Welt seit den sechziger Jahren halbiert - gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung und braucht Lebensmittel. Bei schrumpfendem Angebot steigt die Nachfrage exponentiell. Eine fantastische Investitionsmöglichkeit und "ein Makrotrend, der sich hier für Investoren erschließt", erklärt Detlef Schön, CEO der Agrofonds von Aquila Capital. Welche gesellschaftlichen Folgen hat das Eindringen der Finanzwelt in die Landwirtschaft nicht nur global, sondern auch in Deutschland? Ist das Geschäft mit dem Land überhaupt ethisch vertretbar? Und: Gibt es einen möglichen Ausweg?

Seit 2008 ist auch das Leben der kleinen bäuerlichen Betriebe, vor allem in den neuen deutschen Bundesländern, zunehmend härter geworden: "Fremdkapitalinvestoren kaufen seit der Wirtschaftskrise jeden einzelnen Hektar - dadurch, dass sie ihr Geld nicht aus der Landwirtschaft verdienen müssen, sondern Kapital von Anlegern investieren, sind sie liquider als wir und können in großem Umfang Land kaufen und pachten. Mittelfristig wird das zum Ende der kleinen familiengeführten Betriebe führen", sagt Carlo Horn, Landwirt aus einer uralten Bauernfamilie und Berater von Ökobetrieben. Sein Ziel ist es - im Gegensatz zum Finanztrend - die kleinen bäuerlichen Betriebe am Leben zu halten, denn das Land solle den Bauern aus der Region gehören, glaubt er, nur so "bleibt die Wertschöpfung dort. Wenn das Geld, das mit der Landwirtschaft verdient wird, aus der Region rausgeht, haben die Einwohner nichts davon". Mittelfristig wird das zum Ende der kleinen familiengeführten Betriebe führen, so der Landwirt Carlo Horn. Der Bodenpreis in Rumänien ist in den letzten fünf Jahren auf 172 Prozent seines ursprünglichen Wertes gestiegen - doch vier Millionen kleine Bauern verlieren gleichzeitig ihre Existenzgrundlage. Ihre Farmen entsprechen nicht den EU-Standards. Immer mehr Landwirte lassen ihre Felder brachliegen.

Kleinbauern verlieren ihre Existenzgrundlage

Der Bodenpreis in Rumänien ist in den letzten fünf Jahren auf 172 Prozent seines ursprünglichen Wertes gestiegen - doch vier Millionen kleine Bauern verlieren hier gleichzeitig ihre Existenzgrundlage, denn ihre Farmen entsprechen nicht den EU-Standards. Sie erhalten deshalb keine europäischen Agrarsubventionen und können mit den Großbetrieben der Fremdinvestoren nicht konkurrieren. Immer mehr kleine Landwirte lassen ihre Felder brachliegen und werden saisonale Arbeiter, häufig in Deutschland, während der Erntezeit. Ein komplettes gesellschaftliches System bricht gerade zusammen, sagen Ramona Duminicioiu und Attila Szocs von der rumänischen NGO Ecoruralis. "Unser Land wird gerade ausverkauft. Gewachsene Agrarstrukturen werden so zerstört, der Bedarf eines Landes spielt keine Rolle mehr für den Anbau auf dessen Agrarflächen, sondern nur noch die zu erwartende Marge für ein bestimmtes Erzeugnis an den Börsen" empören sich die zwei Aktivisten.

Der Film von Chiara Sambuchi begleitet Detlef Schön in Neuseeland und in Rumänien auf der Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten, Carlo Horn bei der Ernte in seinem Betrieb und auf ständiger Tour bei anderen Landwirten Ostdeutschlands, die mit den neuen Machtstrukturen auf dem Ackerland nicht konkurrieren können, sowie Ramona Duminicioiu und Attila Szocs bei den Bauern in Rumänien und bei Aktionen, die die dortige Bevölkerung für das Problem sensibilisieren sollen.

Grund und Boden: ein traditionsreiches Gut und seit Menschengedenken und Quelle unserer Ernährung. Jetzt ist dieses Gut zur Handelsware mit stetig steigender Rendite-Perspektive geworden. Für Anleger ein Geschäft mit Zukunft, denn die Menschheit wächst unaufhörlich, während die zur Verfügung stehenden Ackerflächen nicht mitwachsen können.

Mikrofinanzkrise: OECD-Beschwerde gegen Oikocredit

Mikrokredite entpuppen sich in Kambodscha seit Jahren als Schuldenfalle. Während sie europäischen Investoren Profite bringen, führen sie vor Ort zu Landverlust, Armut und Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem hat der sogenannte „ethische“ Investor Oikocredit seine Investitionen in Kambodscha sogar noch erhöht. Drei NGOs legen daher nun Beschwerde gegen Oikocredit bei der OECD ein.

Kambodscha: Von deutscher Bundesregierung geförderte Studie bestätigt gravierende Probleme im Mikrokreditsektor

Eine vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Studie bestätigt das Problem der weitverbreiteten Überschuldung in Kambodscha durch Mikrokredite. Dieses führt zu einer „bedenklich hohen“ und „nicht akzeptablen“ Zahl von Landverkäufen. Wichtige Geber des kambodschanischen Mikrofinanzsektors sind verschiedene europäische und multinationale Entwicklungsbanken sowie private „ethische“ Investoren wie Oikocredit, Triodos Bank, Invest in Visions, Vision Microfinance und mit kleineren Beträgen die Bank im Bistum Essen und GLS Bank.
 

Kambodscha: Beschwerde bei Ombudsstelle der Weltbank-Tochter IFC wegen Menschenrechtsverletzungen im Mikrofinanzsektor

Die Ombudsstelle der International Finance Corporation (IFC), ein Mitglied der Weltbank-Gruppe, hat eine Beschwerde gegen sechs Mikrofinanzinstitutionen und Banken angenommen, die von der IFC finanziert werden. Diesen werden Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen IFC-Leistungsstandards bei der Vergabe von Mikrokrediten in Kambodscha vorgeworfen. Die sechs Institutionen werden auch durch europäische Entwicklungsbanken und private Investoren finanziert.

nach oben